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Lippischer Landessuperintendent gedenkt in Polen des Kriegsendes

In einem Gedenkgottesdienst in Warschau zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren hat der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche an die Schuld Deutschlands und der Kirche erinnert. Der Zweite Weltkrieg und die Gewalttaten hätten 60 Millionen Menschen das Leben gekostet, sagte Landessuperintendent Dietmar Arends am Sonntag laut Redetext in der evangelisch-reformierten Kirche in Warschau. „Dass es Menschen meines Volkes waren, die anderen Menschen dies angetan haben, erfüllt mich mit tiefer Scham“, sagte Arends. Es habe nur wenige gegeben, die widerstanden hätten.

Auch die Kirche habe versagt, sagte der oberste Repräsentant der Lippischen Landeskirche. Menschen wie der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, der selbst kurz vor Kriegsende in einem Konzentrationslager ermordet wurde, seien einzelne geblieben.

In Deutschland werde vom 8. Mai als Tag der Befreiung von der Herrschaft des Nationalsozialismus gesprochen, sagte Arends weiter. Das dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Nationalsozialismus von großen Teilen der deutschen Bevölkerung damals mitgetragen worden sei und viele Menschen aktiv mitgemacht hätten.

Zugleich würdigte Arends die Versöhnung nach dem Krieg. Dass nach all dem, was geschehen sei, die von diesem Krieg furchtbar betroffenen Völker sich den Deutschen wieder zugewandt hätten, empfinde er immer noch als ein Wunder.

Besorgt äußerte sich der evangelische Theologe mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Heute sei zu erleben, dass der Friede in Europa brüchig sei, wie schon lange nicht mehr. Der Angriffskrieg Russlands habe vieles verändert. Auch sonst scheine die Welt aus den Fugen zu geraten. „Gerade deshalb dürfen wir nicht aufhören, nach dem Frieden zu suchen und um Frieden zu beten“, mahnte Arends.

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hatten die Lippische Landeskirche und die Evangelisch-reformierte Kirche in Polen einen „Kanzeltausch“ vereinbart. Am Samstag hatte der Bischof der reformierten Kirche in Polen, Semko Korzoza, in Detmold gepredigt.