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Lauterbach will mehr Pharmaforschung nach Deutschland holen

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt Deutschland als “Apotheke der Welt”: Jetzt will die Bundesregierung mit einem Medizinforschungsgesetz Pharmaforschung und -produktion in die Bundesrepublik zurückholen und zu den Vereinigten Staaten aufschließen. Damit sollen auch Abhängigkeiten von Lieferungen aus Nicht-EU-Ländern verringert werden.

Das Gesetz solle unter anderem klinische Studien vereinfachen, beschleunigen und entbürokratisieren, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag in Berlin bei der Vorstellung von Eckpunkten für das Gesetz. Deutschland sei bei der Zahl der klinischen Studien zuletzt deutlich zurückgefallen. Das zentrale Problem seien sehr langsame und teure Genehmigungsprozesse.

Lauterbach zufolge sollen die Verfahren künftig in Musterverträgen vereinfacht und gebündelt werden, um die oft überlangen Vertragsverhandlungen zwischen Unternehmen und Kliniken oder Praxen über klinische Studien abzukürzen. Für alle überregionalen klinischen Studien sei dann das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zuständig. Das gelte für Universitäten sowie für die Pharmaindustrie und schließe digitale Studien ein.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller begrüßte die Pläne. “Die Bundesregierung hat erkannt, dass Pharmaforschung im eigenen Land für die Versorgung von Patientinnen und Patienten elementar ist. Wenn diese Forschung zunehmend nur noch andernorts stattfindet, wandern wichtige Zukunftskompetenzen ab, und mit ihnen wirtschaftliche Chancen”, sagte Präsident Han Steutel. “Um hier gegenzusteuern, sind schnellere Entscheidungswege, mehr Zugang zu Gesundheitsdaten sowie landesweit konsistente ethische und Datenschutz-Anforderungen nötig.” So sei zu begrüßen, dass es künftig einen zentralen Ansprechpartner für Genehmigungs- und Zulassungsverfahren für Arzneimittel geben solle, der aktiv auf einen raschen Ablauf der verschiedenen Verfahrensstränge hinarbeite.

Lauterbach sagte, Grundlagenforschung im Pharmabereich werde in Deutschland zwar gut betrieben. Großbritannien habe aber ungefähr zehnmal so viele Patente und ungefähr zwanzigmal so viele Produktionsansiedlungen. Auch in den USA gebe es viel Produktion und Forschung.