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Landessynode mit Appellen gegen Antisemitismus eröffnet

Mit Appellen gegen Antisemitismus hat die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ihre viertägigen Herbstberatungen begonnen. Der Vorsitzende des Kirchenparlaments, Präses Harald Geywitz, und Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) riefen anlässlich des Eröffnungsgottesdienstes am Mittwochabend in Potsdam dazu auf, Antisemitismus nicht hinzunehmen. Geywitz sagte in seiner Eröffnungsrede laut Manuskript, dem aktuellen „unverhohlenen Antisemitismus“ müsse entschieden entgegengetreten werden.

Schüle betonte in einem Grußwort, Stimmen „der Menschlichkeit, des Mitgefühls, des Friedens“ angesichts des Terrorangriffs der Hamas auf Israel seien auch hierzulande weniger zu hören als der „Hass, der den Terror und Furor der Hamas ermöglicht und begleitet“ habe. Die „Missachtung der Schöpfung und des Lebens, der Verstoß gegen Recht und Gerechtigkeit, das Versagen von Nächstenliebe und Barmherzigkeit“ seien schwer zu ertragen. Dies gelte insbesondere für die Zeit seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober.

Schüle bekräftigte, Wesen der freiheitlichen Gesellschaft sei, miteinander zu reden, andere Sichtweisen zuzulassen und Kompromisse finden. Dies tue die evangelische Kirche. Sie leiste einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie inspiriere Menschen zu „Güte, Respekt und Demut“ und schaffe Räume der Gemeinschaft und der Begegnung. „Sie steht für Miteinander und Hoffnung, und beides brauchen wir gerade dringend“, betonte die Ministerin.

Geywitz sagte laut Manuskript, Brutalität und Gräueltaten der Hamas seien erschütternd. Dass danach auch auf den Straßen in Deutschland Freude über den Tod so vieler Menschen, die Entführungen aus Israel in den Gaza-Streifen und das Leiden anderer Menschen zum Ausdruck gebracht wurde, zeige, wie nah der Abgrund des Zivilisationsbruchs sei. Antisemitische und antijüdische Traditionen im Christentum seien als Irrwege zu verurteilen. Jede Form von Antisemitismus und Judenfeindschaft müsse als Sünde erkannt werden und habe in Gemeinden und Theologie keinen Platz.

Geywitz betonte, dass vielerorts auch Solidarität mit Jüdinnen und Juden sichtbar werde, sei Anlass zu Dankbarkeit. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn mehr Zeichen dieser Solidarität zu sehen sein könnten. Im Engagement gegen Antisemitismus seien weiter Ausdauer und ein langer Atem notwendig.

Ab Donnerstag tagt das Kirchenparlament in Berlin und befasst sich dort mit dem Schwerpunktthema Rassismus. Geywitz betonte, die Beschäftigung damit halte der Kirche auch einen Spiegel vor. Ein kritischer Blick auf kirchliche Traditionen, das eigenen Denken und Handeln sei nötig. Sich auf den Weg zu einer Kirche ohne Rassismus zu machen, sei „gut und richtig“.

Am Donnerstag will zunächst Bischof Christian Stäblein in seinem Bischofswort zu politischen und kirchlichen Fragen Stellung nehmen. Auch Finanzfragen stehen auf der Tagesordnung der bis Samstag andauernden Beratungen. Unter anderem soll ein Doppelhaushalt für 2024 und 2025 beschlossen werden. Die 108 Synodalen vertreten knapp 834.000 Protestanten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen.