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Landesseniorenrat: Deutsche Bahn vergisst digitale Offliner

Dass es die Bahncard künftig nur noch digital fürs Smartphone geben soll, trifft beim Landesseniorenrat auf vehemente Kritik. Wer kein Smartphone habe, solle laut Bahn künftig den vollen Fahrpreis bezahlen, monierte Eckart Hammer, der Vorsitzende des Landesseniorenrats Baden-Württemberg, am Dienstag in Stuttgart. Dies sei ein Skandal, der vor allem ältere Bahnkunden betreffe. Die Umstellung ist im zweiten Halbjahr 2024 vorgesehen, Plastikkarten oder einen Nachweis auf Papier soll es nicht mehr geben. Bahncards zur Probe werden bereits aktuell nicht mehr als Plastikkarte ausgegeben.

Hammer verweist auf eine Befragung von Bitkom Research vom Sommer 2023. Bei dieser gaben 44 Prozent der Menschen ab 65 Jahren an, kein Smartphone zu nutzen. Angesichts dieser Zahl stelle das Vorgehen der Bahn „eine schwerwiegende Altersdiskriminierung“ dar. Wo alten Menschen das Bahnreisen schon oft genug durch physische und digitale Barrieren schwer gemacht werde, „soll den Alten nun offenbar das Bahnfahren vollends verleidet werden“. Die Bahn vergesse die „digitalen Offliner“.

Die Bahn gebe an, dadurch werde eine Menge Plastik gespart, doch das könne nicht zulasten der älteren Generation gehen. „Digitalisierung ist grundsätzlich wünschenswert“, sagte Hammer. „Doch dabei muss immer darauf geachtet werden, dass analoge Zugänge erhalten bleiben und niemand ausgegrenzt wird.“ Das betreffe nicht nur Senioren, sondern alle Menschen, die sich digitale Geräte nicht leisten oder sie nicht bedienen können.

Die Nutzung der Bahncard mit dem Smartphone ist mit der Nutzung des „DB Navigator“ verbunden. Diese App gilt als datenschutzrechtlich problematisch, der Datensicherheitsblog Kuketz hat deshalb eine Klage eingereicht. Der Finanzblogger Norbert Häring weist zudem darauf hin, dass Bahnkunden schon seit Oktober 2023 am Automaten keine Sparpreistickets mehr kaufen könnten. Am Schalter gebe es diese Tickets nur gegen Identifizierung. Anonymes Bahnfahren sei deshalb nur noch für Kunden möglich, „die den vollen, sehr hohen Normalpreis bezahlen“.

Der Landesseniorenrat vertritt die Interessen älterer Menschen gegenüber Regierung, Politik, Verbänden und Organisationen. Er arbeitet nach eigenen Angaben unabhängig, überparteilich und überkonfessionell. (0440/27.02.2024)