Die Nachfolge des scheidenden anhaltischen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig bleibt weiter offen. Der Präses der Landessynode, Christian Preissner, sagte am Wochenende in Dessau-Roßlau nach der gescheiterten Wahl, „diese demokratische Entscheidung der Synode ist bei allem Bedauern zu respektieren“. Beide Kandidaten hätten nicht die erforderliche Mehrheit erhalten. In der Kirchenleitung werde jetzt beraten, wann eine neue Wahl stattfinden könne, sagte der Preissner weiter.
In den ersten beiden Wahlgängen kam der Pfarrer Georg Neugebauer aus Aken (Elbe) auf jeweils auf zwölf Stimmen. Die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, erhielt elf Stimmen. Es gab jeweils 15 ungültige Stimmen, drei Synodale gaben keine Stimme ab. Nach dem Wahlgesetz der Landeskirche stand im dritten Wahlgang nur noch Neugebauer als zuvor Erstplatzierter zur Wahl. Mit 20 Ja-Stimmen verfehlte er knapp die notwendige Mehrheit von 21 Stimmen der insgesamt 41 wahlberechtigten Synodalen, von denen 38 anwesend waren.
Der amtierende Kirchenpräsident Liebig tritt am 1. März kommenden Jahres in den Ruhestand. Er machte bei der Wahlsynode deutlich, dass eine Verlängerung seiner Amtszeit nicht infrage komme. „Dadurch ist eine Drucksituation entstanden, die bestehen bleiben muss“, so Liebig. Er hoffe, dass die Fraktionierung der Synode nicht von Dauer sei.
Zu den Gründen für den Wahlausgang sagte Synodenpräses Preissner: „Das wird man sich anschauen müssen und das Ergebnis erstmal verdauen.“ Der Wahlausschuss habe drei Kandidaten für geeignet befunden, eine Person habe im Vorfeld ihre Kandidatur zurückgezogen. Er sei enttäuscht, dass die verbliebenen zwei Bewerber nicht gewählt worden seien. Preissner forderte als Konsequenz Reformen im Wahlverfahren. Eine frühzeitige Beteiligung der Kirchenparlamentarier sei nötig, um mehr Transparenz zu schaffen.
Überrascht vom Wahlergebnis zeigten sich ebenso die beiden gescheiterten Kandidaten. Neumann-Becker sagte, das Ergebnis deute auf einen Konflikt in der Synode hin, entweder über das Verfahren oder über die Kandidatenaufstellung. Sie rechnete nach eigenen Angaben damit, „dass das mindestens im zweiten Wahlgang durch ist, dass man einmal ein Statement setzt, aber dann wieder zusammenkommt.“ Da ihre Amtszeit als DDR-Aufarbeitungsbeauftragte bereits abgelaufen sei, werde sie wieder in den Dienst der mitteldeutschen Kirche zurückkehren.
Auch Neugebauer äußerte sein Bedauern über den Wahlausgang. Er wolle nun weiter Pfarrer in Aken bleiben.