Der Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern sieht angesichts wachsender Armut im Land Handlungsbedarf und fordert ein kostenloses, tägliches Mittagessen für alle Kinder und Jugendlichen im Nordosten. Vor allem an Montagen seien „zahlreiche Kinder und Jugendliche gezwungen, Angebote aufzusuchen, weil die Versorgung mit Nahrungsmitteln am Wochenende nicht sichergestellt werden konnte“, teilte der Landesjugendring MV am Mittwoch in Schwerin mit. Steigende Lebenshaltungskosten müssten stärker in Maßnahmen zur Armutsbekämpfung einbezogen werden, um die Teilhabe junger Menschen nicht vom Einkommen abhängig zu machen, hieß es.
Zudem müssten die Bedürfnisse Heranwachsender für die Lebens- und Freizeitgestaltung als eigenständig betrachtet und dementsprechend gesondert berücksichtigt werden, forderte der Verein. Seit Jahren weise der Landesjugendring darauf hin, dass es einen Kinder- und Jugendbericht für MV brauche. In diesem Bericht müsse Armut – unter Einbeziehung der Betroffenen – als eine der zentralen Herausforderungen in der Lebenswelt junger Menschen beachtet werden.
Alarmierend seien die neuen Zahlen des Paritätischen Gesamtverbandes, wonach in MV deutlich mehr Menschen von Armut betroffen sind als bislang bekannt, hieß es. Ihre Zahl steige demnach von bisher angenommenen 256.000 auf 345.000, wenn Miet- und Nebenkosten berücksichtigt werden. Mehr als jeder fünfte in MV lebende Mensch sei betroffen, darunter insbesondere Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Menschen mit niedriger Bildung und Einwanderungsgeschichte sowie Rentnerinnen und Rentner.
„Zu viele junge Menschen haben nicht genug Geld für grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Freizeit“, sagte Jana Preuß, Vorstandsmitglied des Landesjugendrings MV. „Besonders junge Erwachsene können sich kaum eigenständigen Wohnraum leisten, was ihre Chancen auf ein selbst bestimmtes Leben erheblich einschränkt.“
„Für junge Menschen bedeutet Armut eine durch Verzicht, Scham, Gesundheitsdefizite und fehlende Chancen in Schule, Ausbildung und Beruf geprägte Lebenswelt“, sagte Ina Bösefeldt, Geschäftsführerin des Landesjugendrings MV. „Dieser unhaltbare Zustand darf nicht länger als individuelles Versagen stigmatisiert werden.“ Es brauche eine politische Wende, um Armut als strukturelles gesellschaftliches Problem zu erkennen und Armutsursachen gezielt entgegenzuwirken. Dazu gehörten auch unbürokratische, diskriminierungsfreie Zugangsmöglichkeiten zum Bildungs- und Teilhabepaket.