Bayerns Landesbischof Kopp hat von der Stellungnahme der beiden großen Kirchen zur Migrationspolitik erst aus der Presse erfahren. Dennoch hält er das Anliegen grundsätzlich für richtig.
Das Thema Asyl und Migration muss nach den Worten von Bayerns evangelischem Landesbischof Christian Kopp ein Topthema für Politikerinnen und Politiker aller Ebenen sein. Dennoch stelle sich die Frage, ob es wirklich der richtige Zeitpunkt gewesen sei, dass die Union so kurz vor der Wahl ihren Antrag auf Verschärfung der Migrationspolitik in den Bundestag eingebracht habe, sagte Kopp am Donnerstag im Münchner Presseclub. Sie habe dies nach zwei Großereignissen getan, “die uns alle völlig mitgenommen haben”. So hätten zwei Menschen mit psychischen Erkrankungen in Magdeburg und Aschaffenburg unfassbare Verbrechen begangen.
Das Anliegen der Union war letztlich mit Stimmen der AfD verabschiedet worden. Vor dieser Entwicklung hatte zuvor eine Erklärung beider großer Kirchen gewarnt. Kopp sagte dazu: “Diese Stellungnahme habe ich auch mit großem Interesse gelesen.” Sie war von den Berliner Büros der katholischen und der evangelischen Kirche veröffentlicht worden. Deshalb sei es auch schwierig zu sagen, sie sei von “allen Kirchen” in Deutschland, gab der Landesbischof zu bedenken. Er selbst habe davon ebenfalls aus der Presse erfahren. Eine Aufarbeitung werde folgen.
Zugleich nahm der Landesbischof die beiden Unterzeichner, Anne Gidion als Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche und Karl Jüsten als Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischofskonferenz, in Schutz. Er schätze die Arbeit der beiden sehr. Inhaltlich seien viele Punkte in dem Schreiben passgenau. Das gelte etwa für die Kritik, dass der Familiennachzug künftig unterbunden werden solle, und für den Zeitpunkt, den Antrag einzubringen. Aus der Erfahrung der Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen wisse man, wie wichtig gerade Familienmitglieder für die Betroffenen seien.
Verständnis zeigte Kopp auch dafür, dass möglicherweise keine Zeit für umfangreiche Abstimmungen über die gemeinsame Erklärung der Kirchen vorhanden gewesen sei. Dies dürfte der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass in der letzten Sitzungswoche des Parlaments noch versucht werde, ein Gesetzespaket nach dem anderen durchzudrücken. Der Brief sei letztlich in großer Sorge um das politische Klima insgesamt entstanden.