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Landesbischof Bilz: Brauchen Abschied von der DDR-Kirche

Ostdeutsche Christen haben nach Einschätzung des sächsischen Landensbischofs Tobias Bilz ihre Rolle in der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft noch nicht recht gefunden. “Manchmal – vergröbert gesprochen – ist es bei uns so, dass wir eher die Leute einladen, bei uns auf der Burg zu leben, statt hinauszugehen”, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Dresden. “Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: So wie die westliche Kirche einen Abschied von den fetten Jahren braucht, brauchen wir einen Abschied von der DDR-Kirche.”

Bilz erläuterte: “In der sozialistischen Gesellschaft war Kirche ein Gegenort. Wir haben quasi Rückzugsburgen gebildet, wo wir uns verteidigt haben. Das Gefühl war: Das Land ist besetzt, und wir müssen unsere Stellung irgendwie halten.” Das habe nach der Wende nicht aufgehört. Durch sinkende Mitgliederzahlen habe sich der Minderheitencharakter noch verfestigt. “Nun ist das Land frei, aber wir schauen immer noch aus unseren Kirchenburgen. Das heißt, wir brauchen neue Fertigkeiten, um Gesellschaft zu gestalten und in die gesellschaftliche Breite zu wirken”, sagte der Landesbischof.

Obwohl sich Christen in der DDR viel stärker für ihren Glauben rechtfertigen mussten, können sie heute in Sachen Sprachfähigkeit laut Bilz vom Westen lernen: “Die Christen dort konnten in einer freien Gesellschaft, in der Religion oft ein selbstverständlicher Teil war, viel unbefangener über den Glauben sprechen und diskutieren. Bei uns stand immer direkt der Bekenntnischarakter im Vordergrund. Diese Prägung macht es uns heute mitunter auch schwerer.”