In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 23. November, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
In einer nordenglischen Bergbaugemeinde ist der Pub der einzige Treffpunkt für die Bewohner des Viertels, die zumeist arbeitslos sind und unter hohen Mieten leiden. Als der Wirt den Hinterraum für syrische Flüchtlinge öffnet, sind die Stammgäste erbost – bis durch die Begegnungen Vorurteile abgebaut werden. Ein anrührendes, gleichermaßen kritisches wie unterhaltsames Drama, das für mehr Toleranz und Solidarität plädiert. Realistisch spürt der Film den Lebensumständen der Figuren nach und schildert die Verbitterung der Einheimischen wie auch die Angst der Flüchtlinge in einem halbdokumentarisch-unaufgeregten Stil, der nichts beschönigt und nicht vom Wesentlichen ablenkt. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620811/the-old-oak
Ein 89-jähriger britischer Kriegsveteran (Michael Caine) macht sich auf eigene Faust von England nach Frankreich auf, um am 70. Jubiläum der Landung der Alliierten in der Normandie teilzunehmen. Dabei durchlebt er noch einmal schmerzhaft die damaligen Erlebnisse, kann innerlich aber auch Abschied nehmen. Allerdings steht in dem glänzend besetzten Drama nicht der Zweite Weltkrieg im Mittelpunkt, sondern die Liebes- und Lebensgeschichte zweier betagter Menschen, deren Biografie maßgeblich vom Krieg geprägt wurde. Anschaulich und ohne Pathos erzählt der Film von Angehörigen einer Generation, die in jungen Jahren über sich hinauswachsen musste. – Ab 14. Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621456/in-voller-blute
Im Südosten Estlands treffen sich Frauen aus den umliegenden Orten in einer Rauchsauna im Wald. Im gemeinsamen Schweigen und Schwitzen fallen sozialen Rollen und innere Hemmungen ab. Ihre Gespräche kreisen um Erfahrungen mit Beziehungen, um Ängste, Missbrauch und die generelle Frauenfeindlichkeit in einer patriarchalen Welt. Im Kern geht es dem außergewöhnlichen Dokumentarfilm, der auf fast kubistische Weise nur aus Detail- und Einzelaufnahmen besteht, um ein spirituell-transformatives Ritual, in dem die Frauen zu sich kommen und über sich hinauswachsen. – Sehenswert ab 16.Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621074/smoke-sauna-sisterhood
Eine junge Frau besucht eine Vorstadt und trifft am Fluss auf einen Mann, der Steine über das Wasser springen lässt. Gemeinsam vertreiben sie sich die Zeit mit Steinen und Stöcken, bis schließlich die Dämmerung einsetzt. Im Zusammenspiel von Umgebung und Darstellern erkundet der Film auf performative Weise die Schönheiten des zweckfreien Spiels und die Präsenz des Augenblicks. Ein scheinbar schlichter Film, der in der Beobachtung von Unproduktivität und Müßiggang zu etwas Höherem findet. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621770/there-is-a-stone
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Eine 22-jährige Kurdin aus einer traditionsbewussten Familie steckt in einer Notlage. Um vor ihrer anberaumten Hochzeit den Nachweis ihrer sexuellen Unschuld zu bringen, muss sie sich entweder einer plastischen Chirurgie unterziehen oder einen anderen Ausweg finden. Doch jeder Versuch zwingt sie in bedrückende Formen von Selbstausbeutung. Der Wunsch nach einer selbstbestimmten Sexualität führt zum permanenten Konflikt mit den patriarchalen Strukturen. Das sensible Drama versteht es, aktuelle Themen und Hintergründe bei der generationsübergreifenden (Selbst-)Integration fremder Kulturkreise anschaulich und unterhaltsam zu verbinden. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619414/elaha
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Ein gutmütiger Mann, seine Frau und ihre Tochter folgen der Einladung einer anderen Familie, die sie im Urlaub in Italien kennengelernt haben. In deren Haus entstehen aber schnell Spannungen, die zunächst als Unannehmlichkeiten hingenommen werden, um die Gastgeber nicht zu brüskieren. Die Erkenntnis, in einer Falle zu sitzen, sickert nur ganz langsam durch. Der kammerspielartige Psychothriller kreist um die persönlichen wie gesellschaftlichen Grenzen zwischen Unwohlsein, Fluchtinstinkt, Höflichkeit und Konventionen und lotet mit schleichender Intensität eine immer bedrohlichere Zumutung aus. – Ab 18.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621548/speak-no-evil-2022
Der Dokumentarfilm über den in den 1980er-Jahren gegründeten Filmladen Kassel e.V. zeichnet exemplarisch die Geschichte einer aktivistischen Film- und Kinokultur in Deutschland nach, in der ein direkter Zusammenhang zwischen Filmen, ihren Sujets und den Kinos bestand. Über die Jahre hin professionalisierten sich aber auch diese Initiativen und zeigten bald eher Arthouse-Hits als Amateurproduktionen. Auch Pandemie, Streaming-Konkurrenz, Publikumsschwund und sich wandelnde Lebensentwürfe fordern ihren Tribut. Der Film erinnert an die politisierte Off-Kinokultur, ohne in Nostalgie zu erstarren oder die Ratlosigkeit zu überspielen, wie es mit dem Kino generell weitergehen soll. Als Plädoyer, sich möglichst viele Optionen offenzuhalten, stemmt er sich aber gegen allzu pessimistische Aussichten. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621342/das-kino-sind-wir
Nach dem Abitur wollen drei Freundinnen ihre neue Freiheit bei einem Trip durch Italien auskosten. Unterwegs gabeln sie eine mysteriöse Anhalterin auf und stranden in einem verlassenen Bergdorf. Dort gewinnt auch die Dynamik innerhalb der Vierergruppe an Fahrt, bei der Grenzen ausgetestet und überschritten werden, bis das Spiel aus dem Ruder läuft. Der Aufbruch jugendlicher Menschen ins Erwachsensein driftet eine Weile lustvoll zwischen Wirklichkeit und Fantasie, wozu eine lyrische Kamera viel beiträgt, landet dann aber eher unsanft in der harten Realität, was den stimmungsvollen Bildern etwas zu viel Gewicht aufzwingt. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621016/dead-girls-dancing
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Der korsische Artillerie-Kommandant Napoleon Bonaparte (Joaquin Phoenix) steigt in den Wirren der Französischen Revolution zum Brigadegeneral auf und feiert weiterhin spektakuläre militärische Erfolge. Als er Konsul und sogar Kaiser von Frankreich wird, wendet sich sein Schicksal. Der opulente Historienfilm über Aufstieg und Fall von Napoleon dramatisiert seine Ehe mit Josephine de Beauharnais (Vanessa Kirby) als emotionale Achillesferse der Heldengestalt. Dem Hauptdarsteller gelingt es zwar, die Zwiespältigkeit zwischen Heroismus und kopfloser Leidenschaftlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Doch letztlich dominiert das von Schlachtengemälden geprägte Überwältigungskino. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621266/napoleon-2023
Als die künftige Ameisenkönigin sich in eine Grille verliebt, die mit ihrer Band auf einem Musikfestival spielt, will sie den sorglosen Käfer überzeugen, auch an den Winter zu denken und Vorräte anzulegen. Doch ihre Warnungen verhallen ungehört, bis die Prinzessin entführt wird und die Grille auf der Suche nach ihr in den Ameisenbau gerät, wo Arbeit und Disziplin dominieren. Nach einer von Aesop und La Fontaine überlieferten Tierfabel erzählt der etwas ungelenk animierte Trickfilm mit eingängigen Songs und flotter Musik von der Balance zwischen Sorglosigkeit und Vorsorge, Spontaneität und kluger Planung. – Ab 8.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621680/kit-antoinette-und-der-magische-himbeerhut
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch