In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 30. Mai, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Vor etlichen Jahren verließ eine alleinerziehende Maschinenbauerin ihr brandenburgische Heimat, um im Braunkohlerevier in Nordrhein-Westfalen Arbeit zu finden, wo sie sich in einen Mann verliebte, der unter Panikattacken leidet. Inzwischen ist in die Beziehung viel Routine eingekehrt, die ihre beiderseitige Sicht aufeinander spürbar verändert hat. Das sozialromantische Liebesdrama verdeutlicht das auch mit Elementen des magischen Realismus, wenn der Mann als Kind, Rind oder alte Frau erscheint. Punktgenaue Dialoge, mutige visuelle Auslassungen und eine virtuose Montage von Vergangenheit und Gegenwart spielen mit den Leitmotiven des Einander-Erkennens und der Angst vor Veränderungen, sowohl im Privaten wie auch in der Arbeitswelt. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622462/alle-die-du-bist
Ein argentinischer Hochzeitsfilmer verliebt sich in eine Klezmer-Klarinettistin und erfindet ein Dokumentarfilmprojekt, um ihr nahe zu sein. Im Schlepptau der Musiker reist er nach Osteuropa, wo er mit der Klarinettistin nach verschollenen Klezmer-Melodien sucht, die unter Roma überlebt haben. Ein bewegender semidokumentarischer Film, der eine klug ersonnene Rahmenhandlung mit der Suche nach der Klezmer-Musik im Grenzgebiet zwischen Rumänien, Moldawien und der Ukraine kombiniert, wo ein wichtiges Zentrum der jüdischen Kultur lag. In der Liebesgeschichte, die mit feiner Leichtigkeit von Musik und Sprache als Heimat erzählt, spiegelt sich auch die Zerrissenheit und das Lebensgefühl einer Generation, deren Großeltern vor dem Holocaust flüchten mussten. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620481/in-mir-tanze-ich-das-klezmer-projekt
Eine filmische Reise durch das von Bergen eingehegte armenisch-aserbaidschanische Grenzgebiet, das seit Langem umkämpft ist. Die psycho-geografische Studie interessiert sich aber mehr für die vielfältigen Verflechtungen von Landschaft, Bergbau, Krieg und Vertreibung und leiht den Menschen vor Ort eine Stimme. Auf der Fahrt vom Sewansee bis zur Goldmine Sotk entwirft der Film das kaleidoskophafte Bild einer Region, die sich einfachen Zuschreibungen verweigert. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622976/landshaft
Eine junge Mutter muss sich mit ihrem Neugeborenen durch die Wirren einer apokalyptischen Flutkatastrophe schlagen. Der beschwerliche Weg in den Norden Englands entpuppt sich dabei jedoch nicht nur als mühevoller Kampf ums Überleben. Mindestens genauso geht es um eine Auseinandersetzung mit der Mutterrolle. Der poetische, zurückhaltende Film nutzt Genremuster nur als Rahmen, um vielschichtige Themen anzuspielen. Inmitten des Katastrophensettings zeichnet er ein komplexes Bild von Mutterschaft und einem neuen Sinn für Gemeinschaft. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622716/the-end-we-start-from
Am jüdischen Versöhnungstag des Jahres 1973 greifen Ägypten, Syrien und Jordanien die Golanhöhen und die Halbinsel Sinai an. Golda Meir, die israelische Ministerpräsidentin (Helen Mirren), versucht mit ihrem Kabinett die Taktik des Feindes zu durchschauen und eine erfolgreiche Verteidigung aufzubauen. Dabei wird US-Außenminister Henry Kissinger zu ihrem wichtigsten Gesprächspartner. Die spannende Aufbereitung des Jom-Kippur-Krieges spielt zumeist in Kommandozentralen und Innenräumen. Golda Meir erscheint als energische und kluge Entscheiderin. Durch unbeabsichtigte Bezüge zum Überfall der Hamas im Oktober 2023 und dem aktuellen Krieg gegen Israel weist der Film über sich hinaus. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622388/golda-israels-eiserne-lady
Ein essayistischer Film geht der Frage nach, wie (Bürger-)Kriege verhindert werden können. Beim Streifzug durch die Krisenherde der vergangenen drei Jahrzehnte werden die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien, in Ruanda und Syrien so detailreich wie bündig rekonstruiert und die erfolgten politischen Gegenmaßnahmen, insbesondere unter maßgeblicher Führung der USA, einer kritischen Betrachtung unterzogen. Mit der Politikberaterin Samantha Power plädiert der Film für ein militärisches Eingriffen der USA, wenn konkrete Anzeichen für einen Völkermord vorliegen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622719/kulissen-der-macht
Eine Schauspielerin (Natalie Portman) reist nach Savannah, Georgia, um eine Frau kennenzulernen, die sie in ihrem nächsten Film darstellen soll. Die Hausfrau und Mutter (Julianne Moore) sorgte vor mehr als zwei Jahrzehnten für einen Skandal, als sie einen damals 13-jährigen Jungen verführte, der nun ihr Ehemann ist und mit dem sie drei Kinder hat. Während des Besuchs bleiben Manipulation und Täuschungen in dem Verhältnis der beiden Frauen, aber auch im Bezug zum Ehemann (Charles Melton) nicht aus. Das subtile Machtspiel zwischen den Figuren entfaltet eine beträchtliche Spannung, ohne dass die Konflikte jedoch geklärt oder aufgelöst würden. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620807/may-december
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Dokumentarfilm über den Gründer der Münchner Brauerei Giesinger Bräu, der es vom Garagen-Betrieb bis zum 20-Millionen-Neubau brachte. Der am Protagonisten Steffen Marx und seiner Selfmade-Man-Karriere orientierte Film zeichnet mit vielen Details die Geschäftsentwicklung wie die Braukunst nach. Das Lokalkolorit und der raue Charme des Münchner Arbeiterbezirks spielen hingegen kaum eine Rolle. So ist der Film eher Imagepflege als dokumentarische Auseinandersetzung, dessen Mehrwert sich in erster Linie München- und Bierkennern erschließen dürfte. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622898/straight-outta-giasing
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch