Kinder wollen Kunst nicht nur still betrachten, sondern auch selbst aktiv werden. Was heute in Museen selbstverständlich ist, war vor 50 Jahren noch etwas ganz Besonderes. 1973 wurde in Karlsruhe ein Kunstmuseum speziell für Kinder eröffnet. Die erste Ausstellung „Museum macht Spaß“ galt damals als kleine Sensation: Die Bilder waren erstmals auf Augenhöhe von Kindern gehängt, Erwachsene mussten sich bücken.
Es sei das bundesweit erste Kunstmuseum speziell für ein junges Publikum gewesen, sagte Kunsthallendirektor Frédéric Bußmann am Mittwoch vor Journalisten. Die Idee dazu stammte ursprünglich aus den USA. Vor 1973 hatten in Westdeutschland nur das Ethnologische Museum in Berlin und das Historische Museum Frankfurt spezielle Angebote für Kinder.
Kunst zum Berühren und zahlreiche Mitmachmöglichkeiten ergänzen das Angebot damals wie heute. Die Jubiläumsausstellung „Go! Kunst bewegt“ wird vom 21. Oktober bis 11. Februar 2024 gezeigt. Zu sehen sind Bilder, Skulpturen, Installationen und Filme zum Thema Bewegung von Menschen, Tieren, Fahrzeugen und Gegenständen.
Besucherinnen und Besucher sind zum „aktiven Erkunden bewegender und bewegter Kunst“ eingeladen. Sie können etwa mit Matheus Berckmans oder Ernst Ludwig Kirchner durch vier Jahrhunderte tanzen, mit Honoré Daumier Trockenschwimmübungen machen oder mit Erich Heckel um die Zirkusmanege kreisen.
Wie stellen Künstlerinnen und Künstler die Bewegung von galoppierenden Pferden dar? Bevor es Filme und Fotografie gab, war das gar nicht so einfach. Weil die Bewegung zu schnell für das menschliche Auge ist, war man früher fest davon überzeugt, dass Pferde im Sprung alle Viere gerade von sich strecken. So hat es etwa der Künstler Rudolph Kuntz (1798 – 1848) in seinem Bild „Pferderennen“ von 1834 gemalt.
Wie Pferde sich wirklich bewegen, zeigte Eadweard Muybridge dann in seinem Werk „Horse in motion“ (1878). Er reihte viele Fotos hintereinander und konnte mit dieser Chronofotografie zeigen, wie Pferde laufen. Diesen Effekt können die jungen Besucherinnen und Besucher mit einem selbst gestalteten Daumenkino nachahmen.
Ganz kribbelig wird es in der Installation „Portait on the fly“ (2015) von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau. Ein Monitor zeigt hunderte umherschwirrende schwarze Fliegen. Daneben ist die Rauminstallation der Kölner Künstlerin Tina Tonagel mit vier singenden und sich bewegenden Fächern montiert. Die Fliegen können sie jedoch nicht vertreiben.
Ein Teil der Jubiläumsschau der Jungen Kunsthalle ist im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) zu sehen. Dort präsentiert die Staatliche Kunsthalle zudem Teile ihrer Sammlung mit dem Titel „KunsthalleKarlsruhe@ZKM“. Das Hauptgebäude der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ist für eine mehrjährige Sanierung bis 2028 geschlossen. (2492/18.10.2023)