Berlin muss sparen, Berlin will sparen – und zwar rund 130 Millionen Euro im Kulturbereich. Das ruft eine Gegenreaktion von Kulturstaatsministerin Claudia Roth hervor. Denn der Sektor habe vielfältigen Nutzen.
Die geplanten Millionen-Einsparungen im Berliner Kulturetat hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) als unverantwortlich zurückgewiesen. “Wenn man glaubt, man könne in finanziell schwierigen Zeiten die Kultur als bloße Kostenstelle oder als Luxus betrachten, begeht man einen schweren politischen Fehler”, sagte Roth Zeit Online (Donnerstag).
Hintergrund ist der Nachtragshaushalt, den das Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstag beschließen will. Den Kulturinstitutionen der Hauptstadt würden damit im kommenden Jahr rund 130 Millionen Euro weniger an Fördermitteln zur Verfügung stehen. Durch solche Kürzungen stehe die Zukunftsfähigkeit von Kulturinstitutionen massiv infrage, warnte Roth. “Schlimmer noch ist aus meiner Sicht aber das bei einigen politischen Verantwortlichen fehlende Bewusstsein dafür, dass Kunst und Kultur in politischen Umbruchzeiten eine gesellschaftliche Stabilisierungsfunktion übernehmen. Die Menschen brauchen Kultur, um Kraft zu schöpfen.”
Konkret warf die Grünen-Politikerin dem Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) ein anmaßendes Verhalten gegenüber den Einrichtungen vor. Er hatte angedeutet, dass sich Kulturinstitutionen auch an der marktwirtschaftlichen Entwicklung orientieren müssten. Sicher gebe es wirtschaftliche Notwendigkeiten, denen sich Bund und Länder nicht entziehen könnten, so Roth. “Aber die Brutalität, mit der in Berlin vorgegangen wird, scheint mir schon Ausdruck einer anderen Vorstellung von Kulturpolitik zu sein.”
Zugleich verwies Roth darauf, dass Kultur selbst auch eine wirtschaftliche Relevanz habe. “Denn warum kommen Menschen aus der ganzen Welt nach Berlin oder nach München? Doch wegen des vielfältigen kulturellen Angebots auf Weltniveau. Und das hat Folgewirkungen für Gastronomie und Hotellerie, kurz: für die ganze Stadt.”