Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück zeigt von Donnerstag an die Ausstellung „Keiner soll frieren“ des in Berlin lebenden jüdischen Künstlers Ariel Reichman. Der 46-Jährige präsentiert darin Metallskulpturen aus eingeschmolzenen Nazi-Utensilien, wie Hakenkreuzen, Helmen oder Reichsadler-Emblemen, wie das Museumsquartier am Dienstag mitteilte. Zudem werden Fotografien von kleinen Papier- und Wachsblumen gezeigt, die im Nationalsozialismus als Belohnung verschenkt wurden. Reichman stelle mit seinen Exponaten die Frage, ob Geschichte überwunden werden könne und was an Dingen, aber auch im Denken von der Vergangenheit haften bleibe.
Reichman erwirbt die Nazi-Gegenstände eigenen Angaben zufolge über internationale Auktionshäuser, Online-Shops, eBay und Amazon. „Meine vorwiegende Motivation ist es, diese Gegenstände aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Der Wunsch dabei ist, dass diese Art Gegenstände am besten gar nicht mehr verfügbar sein sollten.“
Er bringe die gesammelten Metallgegenstände zum Schmelzen, um sie dann ins Wasser zu gießen, wo sie abrupt erhärten.
Die gezeigten Papier- und Wachsblumen hätten der Ausstellung den Titel geliefert, erläuterte Reichman. Sie seien ab 1933 vom damaligen Nazi-Regime als Dank für eine Spende im Rahmen des Winterhilfswerks verschenkt worden. Die mit großem Propagandaaufwand jährlich durchgeführte Sammelaktion für Bedürftige habe im ersten Jahr den Titel „Keiner soll hungern, keiner soll frieren!“ getragen.
Ergänzt wird die Ausstellung durch den von Reichman gestalteten Space of Mourning, einen Raum des Innehaltens und der Trauer. Es ist inspiriert von der jüdischen Tradition der siebentägigen Trauerperiode Schiwa.