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Kretschmann: “Nichts integriert so schnell wie Dialekt”

Baden-Württemberg möchte historische Dialekte wie das Schwäbische, Alemannische und bestimmte Formen des Fränkischen stärken. Dafür hat das Kabinett am Dienstag eine umfassende Dialektstrategie mit dem Titel „Mundarten bewahren und stärken“ verabschiedet. Unter anderem will die Landesregierung den regionalen Zungenschlag durch die Kampagne „DialektLänd“ als Teil der Dachmarke „The Länd“ etablieren.

Außerdem sollen Forschung und Dokumentation zu dem Thema verstärkt werden, in Kitas und Schulen sollen Dialekte wieder eine größere Rolle spielen. Dialekte seien eine wertvolle sprachliche Ressource, hieß es weiter. Bereits seit dem vergangenen Jahr vergibt die Landesregierung eines Landespreis für Dialekt.

Nach Worten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist Dialekt „Heimat, die man mitnehmen kann“. Er selbst habe einen „Migrationshintergrund“, sagte Kretschmann. Seine Eltern stammten aus Ostpreußen und auch seine älteren Geschwister seien noch dort geboren. Er sei der erste in seiner Familie gewesen, der „schwäbisch geschwätzt“ habe, so Kretschmann: „Nichts integriert so schnell wie Dialekt.“

Aber Dialekte drohen auszusterben. Laut einer Studie des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen sprechen in den Klassen 1 und 2 der Grundschulen im Südwesten nur noch zwischen 11 und 15 Prozent der Kinder Dialekt. Vor allem in den Städten gehe die regionale Färbung zunehmend verloren, sagte Dialektforscher Hubert Klausmann. Dabei seien Dialekte das Normale, eine homogene Standardsprache gebe es nicht. (0802/08.04.2025)