Vier mal so viele Fälle wie im Vorjahr: Scharlach-Infektionen haben 2023 ihren Höchststand der vergangenen fünf Jahre erreicht. Für Experten ist die Ursache klar.
Scharlach-Infektionen bei Kindern haben in Deutschland offenbar stark zugenommen. Einer Hochrechnung zufolge wurden im vergangenen Jahr 439.500 Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren wegen Scharlach ärztlich behandelt, wie die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Das seien viermal so viele wie im Vorjahr. Die Kasse sprach vom höchsten Stand der vergangenen fünf Jahre. Besonders betroffen seien 10- bis 14-jährige Schulkinder. In dieser Altersgruppe hätten sich die Infektionen verfünffacht.
Ursache seien Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie, erklärte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, Michael Hubmann. Pandemiebedingt seien Infekte vermieden worden. Das habe neben sozialen auch infektiologische Folgen. “Das kindliche Immunsystem braucht physiologische Infekte genau wie das soziale Immunsystem.”
Scharlach ist eine bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt laut DAK meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf.
“Der starke Anstieg bei Scharlach-Erkrankungen zeigt einmal mehr, dass die Nachwirkungen der Corona-Pandemie für Kinder noch nicht vorbei sind”, erklärte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. “Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten.” Wichtig sei eine Aufklärung der Eltern über Infektionskrankheiten – und das Einhalten der einschlägigen Hygieneregeln.
Für die Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftler der Beratungsfirma Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Sie wurden auf alle Kinder in Deutschland hochgerechnet. Der Fokus der Analyse liegt laut der Krankenkasse auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach in dieser Gruppe am häufigsten auftrete.