Das Kinderhilfswerk „Terre des Hommes“ sieht im neuen Koalitionsvertrag Kinderrechte in Gefahr. Das betreffe sowohl die weltweite Entwicklungszusammenarbeit als auch Kinder, die von Flucht und Migration betroffen sind, teilte das Hilfswerk am Donnerstag in Osnabrück mit. „Die Vorhaben im Bereich Migration und Integration sind für geflüchtete Kinder und Jugendliche fatal“, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert.
Die künftige Regierung will dem Koalitionsvertrag zufolge zum einen den Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten zunächst für zwei Jahre aussetzen. Ausgenommen seien Härtefälle, hieß es. Auch freiwillige Bundesaufnahmeprogramme, beispielsweise aus Afghanistan, sollen „so weit wie möglich“ beendet werden.
Hofert kritisierte, dass damit zwei der wenigen legalen Fluchtwege, die es überhaupt gebe, blockiert würden. Dies seien lebensrettende Maßnahmen, für geflüchtete Kinder und Jugendliche und ihre Familien. „Wir sehen in unseren Projekten jeden Tag, was es bedeutet, wenn Kinder von ihren Familien getrennt sein müssen oder unter den Folgen traumatischer Fluchterlebnisse leiden.“
Die Pläne, das Entwicklungsministerium zu erhalten, seien zwar positiv, lobte Hofert. „Die inhaltliche Ausrichtung ist jedoch enttäuschend.“ Demnach diene die künftige Entwicklungszusammenarbeit primär deutschen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen und laufe Gefahr, Kinder, die weltweit in Armut lebten, zu vernachlässigen. „Diese Kinder gehen nicht zur Schule und haben nicht genug zu essen. Deutschland muss primär seiner Verantwortung für Kinder- und Menschenrechte nachkommen, statt nur auf eigene Interessen zu schauen.“
Terre des Hommes engagiert sich eigenen Angaben zufolge seit mehr als 50 Jahren für Kinder und Jugendliche weltweit. Die Organisation fördert 367 Projekte in 44 Ländern zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen und leistet humanitäre Hilfe in Konflikten und Katastrophensituationen.