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Kletteraktionen am Ulmer Münster sind lebensgefährlich

Illegale Besteigungen und Klettereien wie die jüngste Aktion von Klima-Aktivisten am Ulmer Münsterturm Anfang Juli sind nach Einschätzung des Ulmer evangelischen Dekans Torsten Krannich kein sportliches Abenteuer, sondern eine lebensgefährliche Unternehmung. Denn der höchste Kirchturm der Welt sei keine vom „TÜV überprüfte Kletterwand“, sondern ein historisches, äußerst fragiles Bauwerk, betonte Krannich im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Obwohl der jahrhundertealte Turm wuchtig und massiv sei, könnten einzelne Steine wegen der großen Temperaturschwankungen von bis zu 80 Grad im Sommer und 30 Grad Minus im Winter porös sein.

Die jüngste Protestaktion der Klima-Aktivisten sei besonders gefährlich gewesen, da sie ihr Seil an einer „Kreuzblume“, einem Zierstein am Turm angebracht hätten, die nur von einem „fingerdicken Stahlstift“ gehalten werde. Wenn dieser Stift gebrochen wäre, hätte ein tödlicher Absturz die Folge sein können.

Neben den Aktivisten oder „Roofern“, die den Turm wegen des Nervenkitzels besteigen und sich dabei filmen, geraten durch diese Aktionen jedoch auch die Hilfskräfte in Gefahr, die die illegalen Kletterer vom Turm holen müssen. Bei der Klima-Aktion sei die eingesetzte Hebebühne Krannich zufolge durch die starken Winde in der Höhe einem Ausschlag von bis zu drei Metern ausgesetzt gewesen. Jeder Einsatz berge außerdem Risiken, weil sich die Einsatzkräfte auf unbekanntem Terrain bewegten, erklärte das Ulmer Polizeipräsidium auf Anfrage.

Für Maßnahmen in größeren Höhen seien speziell ausgebildete Polizeikräfte erforderlich. Am Münster greife die Polizei auch auf die Expertise der Bauhütte zurück, um Sicherungen gefahrlos anbringen zu können. Ein außergewöhnliches Gefährdungsrisiko sieht die Polizei bei dem Münster derzeit nicht, weshalb auch keine „erhöhten Präsenzmaßnahmen“ nötig seien.

Um illegale Klettereien am Turm zumindest zu erschweren, stehen keine Gerüste am Fuß des Turms. Kameras wurden zur Überwachung installiert. Die Münsterbauhütte prüfe derzeit, so Dekan Krannich, ob man Stacheldraht in bestimmten Bereichen anbringen könne. Allerdings sei ein umfassender Schutz einer Kirche als öffentlichem Gebäude nicht möglich: „Wir wollen und können aus dem Münster nicht Fort Knox machen“, sagte der Dekan. (1660/23.07.2024)