Rund ein Viertel aller Kita-Kinder in Niedersachsen zeigen ein Verhalten, das Erzieherinnen und Erzieher besonders herausfordert. Das ergab eine Befragung von Kita-Leitungen des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) in Osnabrück, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Demnach konstatieren rund 60 Prozent der Kita-Leitungen eine starke Zunahme von Kindern mit herausforderndem Verhalten in den letzten Jahren.
„Kinder sind lauter und ungeduldiger geworden“ oder „Der geht mir dann über Tische und Bänke“: So konkretisierten die befragten Pädagogen den Angaben zufolge ihre Wahrnehmungen. Viele führen dies darauf zurück, dass es Eltern „immer schwerer fällt ihre Kinder selber zu erziehen und Grenzen zu setzen“. Angemerkt wurde aber auch, dass viele Einrichtungen mangels Personal und weiterer Ressourcen den Kindern nicht den erforderlichen Rahmen bieten könnten.
Wie das Institut weiter mitteilte, sehen sich gut zwei Drittel der Kitas durch den aktuellen Personalmangel belastet. Als weitere Belastungsfaktoren wurden insbesondere räumliche Probleme (25 Prozent) und eine herausfordernde Zusammenarbeit mit Eltern (23 Prozent) angegeben.
„Rund zwei Drittel der Kitas in Niedersachsen stehen mit dem Rücken zu Wand“, resümierte Institutsleiter Kai-Uwe Kühnberger. Eine Entlastung sei dringend nötig, „kurzfristig beispielsweise auch durch den verstärkten Einsatz von spezifisch qualifizierter Fachberatung“. Zugleich warnte er davor, Kinder zu stigmatisieren: Auffälliges Verhalten lasse auf nicht erfüllte Bedürfnisse schließen, die es zu ergründen gelte. „Kinder sind auch immer ein Spiegelbild der Gesellschaft und in der heutigen Zeit mit Pandemie, vielfachen Krisen und Kriegen sowie einer umfassenden Mediatisierung stark herausgefordert.“
An der im September durchgeführten Umfrage beteiligten sich laut Institut 1.479 Einrichtungen und damit rund ein Viertel der Kitas in Niedersachsen.