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Kirchentag: Wir müssen leider draußen bleiben

1983 wurde auf dem Kirchentag in Hannover mit lila Tüchern gegen Massenvernichtungswaffen ein Symbol gesetzt. Auf dem Kirchentag jetzt steht die Friedensinitiative nicht im offiziellen Programm.

Der Kirchentag von 1983 in Hannover ging mit seiner Friedensinitiative in die Geschichte ein
Der Kirchentag von 1983 in Hannover ging mit seiner Friedensinitiative in die Geschichte einepd-bild / Norbert Neetz

Die Themen Frieden und Gewaltverzicht gehören seit jeher ins Zentrum der Kirchentage. Doch erstmals 2015 in Stuttgart wurden zahlreiche Friedensinitiativen und -gruppen vom Kirchentag abgelehnt und nicht ins offizielle Programm aufgenommen. Deshalb werden seitdem eigene Friedenszentren organisiert, die parallel Veranstaltungen anbieten. So auch beim Kirchentag 2025 in Hannover. Das verstehe, wer will.

Friedenssynode außerhalb des Kirchenprogramms

Nach den Worten des Bischofs der gastgebenden Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, ist der diesjährige Kirchentag „der erste multireligiöse“ und auch ein „politischer Kirchentag“. Die Offenheit scheint ihre Grenzen zu haben. Nicht vor den Toren, aber außerhalb des Kirchentagsprogramms startete die Friedenssynode. Margot Käßmann, die vor zwei Jahren den Nürnberger Kirchentag wegen der Ausgrenzung der Friedensgruppen boykottierte, eröffnete die Friedenssynode am Tag der Arbeit in den Räumen der Gewerkschaft „ver.di“ unweit des Hauptbahnhofs in Hannover. Das Friedenszentrum stand unter dem Motto „friedensfähig statt kriegstüchtig“.

Lila Tücher gegen Massenvernichtungswaffen

Rückblende: Der Kirchentag 1983 in Hannover wird für immer mit den lila Tüchern gegen Massenvernichtungswaffen verbunden bleiben. Dabei waren die Tücher keineswegs die offiziellen Kirchentagsschals, wie sie seit Jahren zum Auftakt am Abend der Begegnung verteilt werden. In dieser Phase des Kalten Krieges und der Aufrüstung nutzten tausende Menschen das Treffen in Hannover für Friedensdemos und wurden so Teil der Kirchentagslegende. Damals sollte sogar das Tragen des Schals beim Abschlussgottesdienst untersagt werden. Gott sei Dank hat sich daran kaum jemand gehalten.

Willi Wild, Chefredakteur der Mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube und Heimat
Willi Wild, Chefredakteur der Mitteldeutschen Kirchenzeitung Glaube und HeimatPaul-Philipp Braun

Es wird immer wieder betont, dass der Kirchentag eine Bewegung sei. Allerdings findet die, so scheint es, mittlerweile außerhalb des offiziellen Programms statt. Das Friedenszentrum in den „ver.di-Höfen“ wollte wider den Stachel löcken oder selbiger im Fleisch sein. Während die kirchlichen Statements auf dem Kirchentag den Eindruck vermittelten, dass es darum gehe anschlussfähig an die Regierungspolitik zu bleiben, wollten die christlichen Friedensaktivisten „mutig, stark und beherzt auf der Grundlage unseres Glaubens und unserer Grundüberzeugungen für gewaltfreie Konfliktlösungen eintreten“, so Schirmherrin Margot Käßmann.

Hoffentlich verhallt der Friedensruf aus den ver.di-Höfen nicht ungehört und erreicht vor allem die Kirchentagsverantwortlichen. Es wäre zu wünschen, dass es in Düsseldorf 2027 für das Friedenszentrum heißt: Mittendrin, statt nur dabei.