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Kirchenleiter würdigen Jugendstrafvollzug in freien Formen

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des „Seehauses“ in Leonberg haben der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, und der katholische Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz, den Jugendstrafvollzug in freien Formen gewürdigt. Die Arbeit von Seehaus-Gründer Tobias Merckle und seines Teams sei herausragend, sagten sie in einem Gottesdienst am Sonntag, wie die beiden Kirchen am Montag in Stuttgart mitteilten.

Landesbischof Gohl betonte in seiner Predigt, dass Jesus klar zwischen Person und Werk unterscheide. Darauf ziele auch die Arbeit des „Seehauses“. Straftäter würden nicht mit ihren Taten gleichgesetzt, wohl aber zur Verantwortung gezogen. Das Seehaus sei „ein großartiges Modell“.

Weihbischof Renz, der auch dem Kuratorium des „Seehauses“ angehört, hob die Chancen des Jugendstrafvollzugs in freien Formen hervor. Für die jungen Männer gehe es darum, die Zeit der Haft als eine Phase des persönlichen Wandels und Übergangs zu einem neuen Leben und als Chance für einen Neuanfang zu begreifen und das Beste daraus zu machen.

Das „Seehaus“ wurde 2003 als Modellprojekt gegründet. Inzwischen ist es eine feste Einrichtung neben dem geschlossenen und offenen Strafvollzug. Über 400 junge Männer haben in den vergangenen 20 Jahren ihre Haftstrafe anstatt in einer Justizvollzugsanstalt im „Seehaus“ in Leonberg verbüßt. Aktuell bietet der Strafvollzug in freien Formen in drei Wohngemeinschaften Platz für bis zu 21 junge Männer. (2284/25.09.2023)