Ostern ist das höchste Fest der Christen, an dem sie die Auferstehung Jesu drei Tage nach dessen Tod am Kreuz feiern. Die Bischöfe schauen zum Fest auf diese frohe Botschaft, aber auch auf viele Probleme weltweit.
In ihren Botschaften zum Osterfest rufen die Kirchen zu mehr Zuversicht auf und kritisieren zugleich die Zunahme von Krieg, Egoismus und Populismus in der Welt.
Die christliche Osterbotschaft sei eine Gegengeschichte zur Egomanie von US-Präsident Donald Trump oder zum “nationalistischen Größenwahn” des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Oster-Interview der “Kölnischen Rundschau”. Die Ostergeschichte sei “das Zeichen der Solidarität schlechthin”.
Der Limburger Bischof nannte es erschütternd, dass solche Politiker “ihr unchristliches Verhalten auch noch christlich hinterlegen wollen”, etwa durch demonstrative Bibelstunden bei Trump oder Putin neben dem Moskauer Patriarchen in der Osternacht mit einer Kerze in der Hand.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, warb in ihrer Osterbotschaft dafür, Zuversicht weiterzugeben und nicht allein Katastrophenmeldungen zu teilen. Die Hamburger Bischöfin nannte das Osterfest ein “Freudenfest mit trotziger Hoffnung und unbeirrbarer Liebe zum Leben”. Und das gelte auch “in diesen wunden Zeiten, in denen so viel Hass und Krieg und Tod die Menschen verzweifeln lässt”.
Trotz Krieg und Gewalt sieht der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck Anzeichen für Hoffnung an Ostern. Diese werde zum Beispiel spürbar, “wenn verwundete Menschen getröstet werden oder Trauernde sich in allem Schmerz die Hoffnung auf ein ewiges Wiedersehen nicht nehmen lassen”. Hoffnung sehe er auch bei jenen Menschen in der Ukraine oder im Heiligen Land, “die trotz aller grauenhaften Erfahrungen weiter die Türen zur Versöhnung öffnen”. Wer mit Gott dem Leben das letzte Wort lasse und nicht dem Tod, der bleibe ein Mensch mit dem Mut zu hoffen.
Der christliche Glaube gehe die ganze Gesellschaft an, betonte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut vorab veröffentlichter Predigt zur Osternacht. Das Christentum sei keine Sonderwelt, denn “ohne dieses Bekenntnis, ohne diese Erfahrung fehlt etwas im Gesamten unserer Kultur”.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße rief zu mehr Zuversicht auf: “Dieser Tage sehen sich viele Menschen im Dunkeln, sie haben Angst und Sorge. Da ist es wichtig, dass in ihrer Dunkelheit Licht leuchtet.” Das aktuelle Osterfest strahle ein besonderes kräftiges Licht in die Welt, fügte Heße hinzu. Denn Christinnen und Christen aller Konfessionen feierten Ostern erstmals seit 2017 am gleichen Termin. Das durchbreche “die Schatten jahrhundertelanger Spaltungen”.
Die Osterbotschaft ist nach Ansicht des katholischen Magdeburger Bischofs Gerhard Feige genau das Gegenteil von dem, was Populisten gegenwärtig predigen. “Was wirklich trägt, was Halt gibt und Zukunft eröffnet, findet sich nicht in einfachen Antworten und schnellen Lösungen.” Ostern sei ein Aufruf zu einem Leben in Fülle: “Ein solches Leben gestaltet sich aber nicht in Abschottung und Ausgrenzung, sondern ist dort, wo es Bewegung gibt, Aufbruch und Begegnung.”
Speyers Bischof Karl-Heinz Wiesemann rief ebenfalls zum Widerstand gegen Nationalismus und gegen ein gnadenloses Durchsetzen des Rechts des Stärkeren aufgerufen. Die christliche Osterbotschaft dagegen stehe für eine solidarische und menschenwürdige Gesellschaft. Christen müssten deshalb kämpfen “für die gottgeschenkte und unantastbare Würde jedes Menschen”. Entscheidend sei ein “tatkräftiger Einsatz für eine humane Gesellschaft, die Arme und Schwache nicht ausgrenzt, sondern in die Mitte stellt”.
Wiesemann kritisierte, diese positive Vision sei aktuell enorm gefährdet: durch Politiker, die allein der Macht des Stärkeren vertrauen, durch Kriege, “die von Machthabern angezettelt werden, denen der Tod unzähliger Unschuldiger völlig gleichgültig ist”. Der Speyerer Bischof wandte sich auch gegen ein Wiedererstarken eines “völkischen Nationalismus, der durch pauschale Verunglimpfung von Migranten unser Miteinander vergiftet”.
Als große Gefahr für eine menschenwürdige, gerechte Zukunft nannte Wiesemann die “maßlose Ausbeutung der Natur, mit der wir unseren Wohlstand um den Preis der Lebensgrundlagen der Menschen im globalen Süden wie auch der Generationen nach uns erkaufen”.
Auch Bischof Bätzing bekräftigte die Abgrenzung der Kirche von Nationalismus und Populismus: Politische Schwarz-Weiß-Malerei stärke nur die radikalen Teile der Bevölkerung – “und da ziehen Rattenfänger die Menschen an, wenn sie einfache Lösungen versprechen”. Zugleich räumte er ein, viele AfD-Wähler kämen auch aus dem katholischen Spektrum; das mache ihm große Sorge. Denn spätestens im Wahlkampf sei klar geworden, was für “rassistische, nationalistische, völkische und antieuropäische Positionen” AfD-Vertreter bezögen.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch rief dazu auf, die zentrale Glaubensbotschaft von der Auferstehung Jesu als Einladung zur persönlichen Gotteserfahrung zu verstehen. Christen glaubten nicht nur, dass Gott die Menschen im Tod nicht allein lassen werde, sondern auch, “dass der auferstandene Christus uns schon jetzt hier auf Erden ein ganzes Leben lang begleitet, stärkt und schützt.”
Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers nannte Ostern ein Fest des Perspektivwechsels: “Denn wie wir auf die Welt blicken, verändert, was wir in ihr sehen.” Ostern erinnere daran, dass Hoffnung nicht immer laut sein müsse. Manchmal beginne sie als leiser Trotz gegen die Resignation – auch angesichts von Krieg, Klimakrise, gesellschaftlichen Spaltungen und auch dem Vertrauensverlust innerhalb der Kirche.
Bischof Bätzing verteidigte auch Forderungen nach Reformen in der katholischen Kirche. Derzeit baue die Kirche noch “Hürden gerade für junge Menschen”. So höre er von jungen Frauen, die katholische Kirche sei für sie keine Option, solange dort Frauen der Zugang zu sakramentalen Ämtern verschlossen ist. Erste Reformen wie etwa ein Diakonenamt für Frauen würden womöglich nicht gleich eine Trendumkehr bringen, räumte der Bischofskonferenz-Vorsitzende ein. “Aber wenn diese Hürden genommen sind, hilft uns das, mit Menschen überhaupt wieder über das Entscheidende des Glaubens zu reden.”
Bätzing ergänzte, die Krisensituation der Kirche habe viel “mit eigenen Fehlern zu tun; mit Skandalen, vor allem mit den Verbrechen sexuellen Missbrauchs”. Um Vertrauen zurückzugewinnen, müsse man nicht nur Fehler aufarbeiten und vermeiden, sondern auch “für unsere gute Botschaft werben. Das müssen wir neu lernen.”
In Jerusalem haben bereits am frühen Samstagmorgen die Osterfeiern in der Grabeskirche begonnen. Der Lateinische Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, verglich dabei die Reaktionen auf die heutigen Krisen mit den Frauen im Evangelium, die “Jesus dort suchen, wo er nicht ist”, nämlich im Grab. Wer voller Angst und gefangen in Schmerz und Gewalt bleibe, sei unfähig, über den Tellerrand hinauszuschauen.
In der Grabeskirche wird die katholische Osternacht immer schon am frühen Samstagmorgen gefeiert. Dies geht zurück auf ein Regelwerk aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Gebetsplan der an der Kirche beteiligten sechs christlichen Konfessionen festgeschrieben ist. Es dürfte sich deshalb jedes Jahr um die erste Ostermesse auf dem Erdkreis handeln.
Trotz der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern in diesem Jahr Christen aller Konfessionen ausnahmsweise gemeinsam Ostern. Am Samstagmittag folgte daher schon die über 1.200 Jahre alte Liturgie des “Heiligen Feuers” in der Grabeskirche, die als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt. Unter lautem Jubel wurde das Feuer aus dem Grab Jesu an die Wartenden weitergereicht. Während der Feier kam es wiederholt zu Handgemengen zwischen Gläubigen und den Sicherheitskräften.