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Kirchen werben zum Jahreswechsel für Zusammenhalt

Wahlen zum Bundestag, Amtsantritt von Donald Trump als Präsident der USA, dazu Kriege und Krisen. In Deutschland rufen die Kirchen zum Start ins neue Jahr einmal mehr zu Zuversicht trotz bestehender Konflikte auf.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben am Jahreswechsel zu Zusammenhalt und Zuversicht trotz politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ermutigte am Silvesterabend im Frankfurter Dom zu mehr Hoffnung. Diese sei “das Gegenbild von Furcht und Verzweiflung” mit der Menschen angesichts von Konflikten und Krisen in die Zukunft blickten, sagte Bätzing am Silvesterabend im Frankfurter Dom.

“Wenn unsere Freiheit an ihre Grenzen stößt; wenn wir erkennen, wie gefährdet unser menschliches Dasein ist angesichts der ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Risiken unserer Zeit, dann setzt Hoffnung ungeahnte Kräfte frei”, so der Bischof von Limburg weiter. “Sie hilft, den Blick zu heben und zu weiten und sich mit anderen Menschen guten Willens zusammenzutun und sich der Gleichgültigkeit gegenüber der Not und dem Leid geduldig und beharrlich, nüchtern und großmütig, bittend und betend entgegenzustellen.”

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerstin Fehrs, rief zu einer Kultur der Offenheit und gegenseitigen Achtung auf. Die Hamburger Bischöfin warnte mit Blick auf die Bundestagswahl im Februar davor, populistischen Parolen auf den Leim zu gehen. “Man prüfe genau, wer zur Menschenfreundlichkeit fähig ist – und ordne es ein, wenn Extremisten Nächstenliebe nur fürs eigene Volk fordern.”

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte vor einem nationalen Kapitalismus, “der die eigenen ökonomischen und politischen Interessen durchsetzen will, auch auf Kosten anderer”. Der Erzbischof von München und Freising betonte: “Wenn wir nicht wirklich denken, dass wir als Menschen zusammengehören, dass wir Brüder und Schwestern sind, werden wir die großen Herausforderungen nie lösen.” Beispielhaft verwies Marx auf den Klimawandel, den Einsatz für Frieden und den Kampf gegen Ungleichheit auf der Welt.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erinnerte unter anderem an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Weltweit sei eine Zunahme von Konflikten bis hin zu Gewaltbereitschaft zu erleben. Viele Menschen beschäftige deswegen die Frage nach dem Zusammenhalt in der Gesellschaft. Allerdings ließen einen manche Lösungsvorschläge für die aktuelle Krisenlage erzittern und erinnerten an überwunden geglaubte Zeiten.

Demgegenüber träten Christen ein für eine Zivilisation der Liebe, so der Kölner Kardinal. Solidarität und Gemeinwohlorientierung hielten die Gesellschaft zusammen: “Die Währung für ein solches gelingendes, gesellschaftliche Miteinander ist dabei der gegenseitige, respektvolle Umgang miteinander.”

Nach Ansicht des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke droht der Sinn für gemeinsame Werte verloren zu gehen. Die ökologische Krise und ein zunehmender Rückzug auf individuelle Selbstverwirklichung seien Symptome dafür. “Eine Gesellschaft löst sich auf, wenn das Ziel heißt: Von nichts und niemandem abhängig zu sein.”

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ermutigte dazu, auf Andersdenkende, Ausgegrenzte und Fremde zuzugehen. Die Gesellschaft in Deutschland halte zusammen, gerade weil es viele Menschen unterschiedlicher Weltanschauung gebe, die mehr für das Gemeinwohl investierten als das, was gesetzlich eingefordert werde, fügte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz hinzu.