Weihnachten vertreibt nach den Worten der pfälzischen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst die Furcht angesichts von Kriegen, Anschlägen und persönlichen Katastrophen. „Die Furcht schaltet den Verstand und die Vernunft aus, nennt Fakten Märchen und verdrehte Narrative Fakten“, sagte Wüst in der Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Gedächtniskirche Speyer laut Manuskript. Das Kind in der Krippe „hilft gegen die Furcht“. Die einzige Strategie, der der Welt wirklich helfe, sei nämlich, die Liebe zu finden. „Weil die Liebe jedem Menschen seinen Wert und seine Würde lässt. Weil sie nicht spaltet, sondern Gemeinschaft stiftet“, sagte die Kirchenpräsidentin.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung stellte am ersten Weihnachtsfeiertag Hass, Gewalt und Kriegen die ermutigende Botschaft von Weihnachten entgegen. Jung nannte in seiner Predigt in der Katharinenkirche in Frankfurt am Main laut Pressestelle dafür Beispiele: Dies seien Menschen, „die ganz einfach für ihre Kinder da sind oder auch für die altgewordenen Eltern“. Dazu zählten auch Menschen, die Flüchtlingen helfen, neu Fuß zu fassen. Hinzu kämen „die vielen Helferinnen und Helfer, die in Notsituationen für andere da sind – im Katastrophenschutz, im Technischen Hilfswerk, bei Feuerwehr und Polizei, im Rettungsdienst“.
Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann betonte in ihrer Predigt bereits an Heiligabend in der Kasseler Martinskirche: „Das Kind in der Krippe ist Gottes Antwort auf den Hass und die Gewalt in dieser Welt.“ In dem Kind im Stall von Bethlehem bündele sich die Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit und Zusammenhalt, sagte sie nach Angaben der Landeskirche. „Es ist ein Kind, das zum Botschafter der Liebe wird, wo Hass regiert. Es lebt Frieden vor, wo Menschen in Gewaltmustern denken.“
Der rheinische Präses Thorsten Latzel rief an Heiligabend dazu auf, sich nicht von Gewaltnachrichten überwältigen, sondern vom Hoffnungsglauben berühren zu lassen. Auch zu biblischen Zeiten habe es „viel Dunkel, wenig Licht“ gegeben, sagte Latzel in seiner Predigt in der Justizvollzugsanstalt Remscheid und in der Salvatorkirche in Duisburg laut Manuskript. Der Hoffnungsglaube nehme Gestalt an, „wenn ich mich auf der Arbeit, in der Schule, am Stammtisch nicht vom Bösen bestimmen lasse und nicht mitlästere“.
Der katholische Limburger Bischof Georg Bätzing wandte sich am ersten Weihnachtsfeiertag auch gegen Mutlosigkeit. Das Grundgeheimnis des christlichen Glaubens sei die Aussicht auf Hoffnung und Frieden, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am ersten Weihnachtsfeiertag in seiner Predigt im Dom laut Manuskript. Die Botschaft von der Geburt Jesu bringe Menschen zusammen und in Bewegung. Beispiele seien Besucher an einem Krankenbett, die Einsatzkräfte und Ersthelferinnen in Magdeburg, Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger.
Das Weihnachtsfest in diesem Jahr kann nach den Worten des katholischen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf nicht gefeiert werden, ohne im Gebet an das Leid von Menschen in Magdeburg, in der Ukraine oder in Gaza zu denken. Aber auch im Evangelium sei „vom Streit zwischen Licht und Finsternis die Rede“, sagte Kohlgraf am ersten Weihnachtsfeiertag in seiner Predigt im Mainzer Dom laut Manuskript. An Weihnachten gehe es um eine Positionierung: „Stelle ich mich auf die Seite des Lichts, das mit Christus aufgestrahlt ist? Dann bin ich gefordert, auch im Alltag Schritte des Friedens, der Versöhnung und der Suche nach Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu gehen“, sagte der Bischof.
Die Weihnachtsbotschaft öffnet nach den Worten des katholischen Fuldaer Bischofs Michael Gerber Türen. So wie Maria und Josef in der biblischen Weihnachtsgeschichte machten auch heute viele Menschen die schmerzliche Erfahrung, „draußen bleiben zu müssen“, sagte Gerber am ersten Weihnachtsfeiertag in seiner Predigt im Fuldaer Dom laut Pressestelle. „Die Botschaft von der Geburt Jesu eröffnet uns Wege und öffnet uns Türen, wo wir dies niemals erwartet hätten“, setzte der Bischof dagegen.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann rief in seiner Weihnachtspredigt trotz Krisen und Gewalt zu Zuversicht auf. Es sei Gottes fester Wille, diese Welt nicht zugrunde gehen zu lassen, sondern sie zu retten, sagte Ackermann am ersten Weihnachtsfeiertag im Trierer Dom laut Manuskript. Die Frage nach dem Ursprung des Bösen und danach, was Menschen dazu verleite, anderen Böses anzutun, werde sich wohl nie zufriedenstellend beantworten lassen. Aber Jesus habe in seiner Hingabe bis zum Tod das Böse in seinem Kern besiegt, sagte Ackermann. Das Geheimnis der Liebe sei stärker als alles andere.