Zurückhaltend haben die beiden großen Kirchen auf die teils scharfe Kritik von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reagiert. Der CSU-Parteichef hatte von den Kirchen in seiner Rede beim CSU-Parteitag am Samstag in Nürnberg indirekt mehr Zurückhaltung bei tagespolitischen Themen gefordert. Hintergrund für Söders Kritik dürfte der Brandbrief der Berliner Büros der evangelischen und der katholischen Kirche zum schärferen Kurs der Unionsparteien in der Migrationspolitik gewesen sein.
Eine Sprecherin der bayerischen Landeskirche teilte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag mit, man werde sich nicht äußern. Auch aus dem katholischen Büro Bayern, das für die Kontakte der Bistümer und Erzbistümer zur Politik zuständig ist, gab es am Montag keinen Kommentar. Doch hinter den Kulissen ist die Verärgerung über Inhalt und Tonfall in beiden Kirchen groß. „Das ist mir zu primitiv, das kann man nicht ernst nehmen, es ist Wahlkampf“, sagte ein leitender Geistlicher, der nicht genannt werden will, dem epd.
Wörtlich hatte Söder am Samstag darauf verwiesen, dass kein anderes Bundesland so zu den Kirchen stehe, wie Bayern – dazu gehörten auch die kirchlichen Gehälter, die vom Staat bezahlt würden. „Vielleicht kümmert ihr euch – das sage ich jetzt als Christ – (…) manchmal auch um die ein oder anderen mehr christlichen Themen“, etwa den Lebensschutz in der Debatte um den Paragrafen 218, sagte der Parteichef und sprach von einem „Merkposten“: „Nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Institution Kirche steht.“
In sozialen Medien und auch in den Montagsausgaben der Tageszeitungen wurden Söders Äußerungen teils deutlich kritisiert. Während die einen sie als Mahnung oder Kritik bezeichneten, werteten sie andere als offene Drohung an die Kirchenleitungen, sich den Unionsparteien gegenüber wohlwollender zu verhalten. (0454/10.02.2025)