Bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom ist an das Kriegsende vor 80 Jahren erinnert worden. Dabei riefen Kirchenvertreter dazu auf, sich für Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde einzusetzen.
Im Münchner Liebfrauendom ist am Donnerstagabend ein ökumenischer Gottesdienst aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren gefeiert worden. “Wir müssen alles tun, damit extremistische Kräfte niemals mehr die Oberhand in unserem Land bekommen”, sagte Generalvikar Christoph Klingan laut Redemanuskript in seiner Begrüßung. Der Stellvertreter des Erzbischofs von München und Freising erinnerte daran, dass der 8. Mai 1945 als offizielles Kriegsende mit der Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht ein unermesslich wichtiger Wendepunkt gewesen sei.
“Der Blick auf unser Land und darüber hinaus, dabei besonders auf die Kriegsgebiete unserer Tage, fordert uns auf, Erinnerung und Auftrag wirklich ernst zu nehmen”, betonte Klingan. Zugleich erinnerte er daran, dass Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde urchristliche Werte seien, für die es sich auch im Jahr 2025 in christlicher Weltverantwortung konfessionsübergreifend einzusetzen gelte.
Der evangelische Regionalbischof des Kirchenkreises Schwaben-Altbayern, Thomas Prieto Peral, nannte die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in seiner Predigt schmerzhaft, aber notwendig. Die Trümmer, in denen München vor 80 Jahren gelegen habe, seien nicht allein die Folge einer militärischen Niederlage gewesen. “Es sind die Trümmer eines moralischen und geistlichen Versagens”, erklärte der Bischof. “Es war der Verlust an Mitmenschlichkeit, der unser Land in den Abgrund führte.” Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei nie abgeschlossen. Leider zeigten aber alte Geister neu ihre Fratze, indem der Antisemitismus heute wieder sein hässliches Haupt hebe.
Im Gottesdienst wurde ein Text verlesen, den die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, eigens dafür verfasst hatte. Darin sprach sie den Soldaten der alliierten Armeen ihren bis heute tief empfundenen Dank für die Befreiung der Menschen aus. Vor allem für die abertausend Verfolgten, die in den Todeslagern, in Verstecken oder im Exil überlebt hätten, sei damit ein Ende der permanenten Todesangst und die Chance auf eine Rückkehr in ein Dasein als Mensch verbunden gewesen: “So habe auch ich es erlebt.”
Zugleich habe zur Befreiung eine unendlich tiefe Trauer gehört um die, für die sie zu spät gekommen sei, so Knobloch. Die 92-Jährige mahnte: “Aus dem Gedenken an diese Opfer ist uns allen in diesem Land die Verantwortung erwachsen, die bitter errungene Freiheit als eine Freiheit in Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Bei uns fängt es an – wir haben die Entscheidung.”