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Kirchen-Kritik auf Karnevalswagen der vergangenen Jahre

Provokation oder Tabubruch? Ein kirchenkritischer Karnevalswagen in Köln erhitzt die Gemüter. Das haben Wagenbauer wie Jacques Tilly schon öfter: eine Auswahl aus der rheinischen Zoch-Geschichte.

Das Festkomitee Kölner Karneval hat am Dienstag einen Motivwagen für den Rosenmontagszug vorgestellt, der für eine heftige Kontroverse gesorgt hat. Prangert die Persiflage nur die Kirche und ihren Umgang mit Missbrauchstaten an? So sehen es die Karnevalisten. Oder wird dort Jesus und damit Gott selbst lächerlich gemacht? So sehen es die Kritiker. Der rheinische Karneval ist bekannt für seine kritischen Wagen – auch mit Kirchen-Fokus. Nicht erst seit diesem Jahr erzürnen die jecken Motive das ein oder andere Gemüt. Eine Liste:

2025/Köln: Eine Installation, die Missbrauch in der katholischen Kirche anprangert: Sie zeigt einen Beichtstuhl auf dem in roten Lettern der Schriftzug “Jesus liebt dich” steht. Aus dem Beichtstuhl ragt ein Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen vor dem Beichtstuhl stehenden Messdiener zu sich locken will.

2023/Köln: Eine Frau im Bischofsgewand und mit Anhänger der Feminismus-Bewegung, dahinter ein Gefängnis mit einem Geistlichen in Gestalt eines Schweins. Hintergrund ist die anhaltende Haltung der katholischen Kirche, Frauen nicht zu Weiheämtern zuzulassen.

2023/Düsseldorf: Erzbischof Woelki klammert sich an ein Modell des bröckelnden Kölner Doms, während ein Teufel mit der Aufschrift “Missbrauchsskandal” an seinen Füßen zieht. Kritiker werfen Kardinal Woelki mangelndes Engagement in der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in seinem Bistum vor. Der Karnevalswagen von Jacques Tilly ist inzwischen im Haus der Geschichte in Bonn.

2021/Köln: Figuren von schwarzen und weißen Schafen, dazwischen zwei Kirchtürme auf einer Waschmaschine. Die weißen Schafe hängen zum Trocknen an einer Wäscheleine. Der Wagen geht darauf ein, dass die Kirche die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vor allem selbst übernahm. Kritiker hatten gefordert nicht-kirchliche Stellen stärker einzubeziehen.

2019/Düsseldorf: Ein schlafender Bischof liegt in einer Hängematte, darunter stehen Missbrauchsakten – “die schonungslose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle”.

2009/Düsseldorf: Der frühere Papst Benedikt XVI. schüttelt einem Antisemitismus-Teufel in Gestalt des Holocaust-Leugners Richard Williamson die Hand. Der Papst hatte den Holocaust-Leugner begnadigt, nachdem dieser von der Kirche ausgeschlossen worden war. Er leugnete, dass die Nationalsozialisten Menschen mit Giftgas töteten.

2005/Düsseldorf: Der damalige Kardinal Joachim Meisner steckt einen Scheiterhaufen in Brand, darauf eine Frau mit der Inschrift “Ich habe abgetrieben”. Meisner hatte im Januar 2005 in einer Predigt Schwangerschaftsabbrüche mit den Verbrechen von Hitler und Stalin verglichen.