Stralsund. Viele Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern sind längst nicht mehr nur sonntäglicher Anlaufpunkt für gläubige Christen. Sie sind Museen, kulturelle Veranstaltungsorte und touristische Anziehungspunkte. Doch seit Monaten bleiben die Besucher wegen der Corona-Pandemie weg – und mit ihnen finanzielle Einnahmen, mit denen die Kirchengemeinden in ihrem Stellen- und Haushaltsplan fest rechnen. “Es herrscht Krisenmodus”, sagt Kersten Koepcke, Beauftragter für Kirche und Tourismus im Kirchenkreis Mecklenburg.
Ausfallende Einnahmen durch Konzerte und Ausstellungen oder bei manchen Kirchen auch die fehlenden Eintrittsgelder seien “ein Fiasko für Kirchengemeinden und für die Künstler ohnehin”. So wie beim Doberaner Münster: Die Eigenmittel für die Restaurierung der einstigen Zisterzienserkirche aus dem 13. Jahrhundert und die Gehälter für die Mitarbeiter im Münster, die nicht Teil des kirchlichen Stellenplans sind, werden nahezu vollständig aus den Besichtigungs- und Führungseinnahmen finanziert, erklärt Kustos Martin Heider.
Sanierung verschoben
Touristische Besucher zahlen im Münster drei Euro Eintritt. “Die seit Monaten andauernden Einnahmeausfälle stellen für uns ein Problem dar”, bestätigt Heider. Derzeit würden die Fixkosten anteilig aus den Rücklagen der Baukasse finanziert, “was nicht deren Sinn ist”. Die Rücklagen in der Baukasse reichen noch für die bisher geplanten Sanierungsmaßnahmen im Münster, aber nicht mehr für die seit Jahren geplante Sanierung des Küsterhauses. Diese muss nun vorerst weiter zurückgestellt werden.

Volker Mischok, Domprediger in Schwerin, sieht dies ähnlich: “Die Einnahmen für Turmaufstieg und die Spenden zur Erhaltung des Domes, die wir von jedem Besucher erbitten, sind beinahe gänzlich ausgeblieben, im Zeitraum nun beinahe eines Jahres.” Die Ehrenamtspauschale für die Aufsichtskräfte habe deutlich das Spendenaufkommen überwogen. Auch dort sei die Gemeinde gezwungen gewesen, den Haushalt aus Rücklagen auszugleichen, “die auch nicht so üppig sind”.
Noch konkreter wird Albrecht Mantei, Pastor an St. Nikolai Stralsund: “Uns sind seit letztem Frühjahr rund 20.000 Euro verlorenen gegangen.” Und das, obwohl durch die vorübergehende Öffnung in den Sommermonaten und im Frühherbst einiges an finanziellen Ausfällen wettgemacht werden konnte. “Da wurden wir mit Touristen überströmt.” Auch in St. Nikolai zahlen Besucher drei Euro Eintritt. Gläubige, die zum Gebet kommen, sind wie in allen anderen Kirchen, die ein “Erhaltsbeitrag” erheben, nicht betroffen. Auch Kinder und Jugendliche haben weiter freien Eintritt.
Kurzarbeit droht
Aus den touristischen Einnahmen werden an St. Nikolai sonst fünf Angestellte mit einem jeweiligen Stellenanteil finanziert. Noch konnte die Kirchengemeinde davon absehen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Doch je länger die Durststrecke anhält, desto schwieriger wird es. “Wir haben jetzt Anfang März schon Einbußen von mehreren Tausend Euro im Vergleich zu den Vorjahresmonaten”, so Albrecht Mantei.