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Kirchen gedenken Opfer religiöser Gewalt

Verfolgung aus religiösen Gründen ist weiterhin ein weltweites Problem. Kirchenvertreter aus Deutschland rufen zur Solidarität mit den Opfern auf. Mahnungen gibt es auch zur Situation in Deutschland.

Weltweit werden Menschen wegen ihrer Religion Opfer von Verfolgung und Gewalt. Die beiden großen Kirchen in Deutschland weisen auf das Schicksal dieser Menschen hin und rufen zu Solidarität auf. In Deutschland und weltweit sei der politische Missbrauch von Religion für ideologisch motivierte Gewalt ein zunehmendes Problem geworden, sagte der Vizepräsident des katholischen Hilfswerkes missio Aachen, Gregor von Fürstenberg, am Mittwoch. Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, erinnerte besonders an den Völkermord an den Jesiden durch die Terrormiliz “Islamischer Staat”.

Missio Aachen wies auf politische Gewalt gegen religiöse Minderheiten in verschiedenen Ländern hin, etwa die Verfolgung und Diskriminierung anderer Religionen durch Hindu-Nationalisten in Indien, islamistischen Terrorismus in Afrika oder die Unterstützung des russischen Angriffs auf die Ukraine durch die russisch-orthodoxe Kirche. Das Hilfswerk rief zu Solidarität mit verfolgten Christen weltweit auf.

Zugleich warnte Vizepräsident von Fürstenberg, dass es auch in Deutschland einen politischen Missbrauch von Religion gebe. Islamisten und Rechtsextreme animierten sich wechselseitig zu immer radikaleren Ansichten. So schürten Rechtsextreme politische Vorurteile gegen Muslime und verunglimpften sie pauschal als Terroristen. “Dies nutzen Islamisten dann ihrerseits, um vor allem junge Muslime in Deutschland zu radikalisieren. Diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen”, betonte von Fürstenberg.

EKD-Bischöfin Bosse-Huber erinnerte daran, dass den Jesiden in ihrer Heimat im Irak und Syrien inzwischen jegliche Lebensgrundlage fehle. “Wer zurückkehrt, steht vor zerschossenen Häusern und blickt auf vom IS verminte Felder”, so Bosse-Huber. “Dazu kommt die Angst, ehemaligen Peinigern wieder zu begegnen, denn sowohl IS-Mitglieder als auch Nachbarn, die mit ihnen kollaboriert haben, leben weiterhin in der Region.”

Vor diesem Hintergrund sei die Abschiebung von Jesiden nicht zu rechtfertigen, betonte die Bischöfin. In Deutschland lebe mit schätzungsweise 250.000 Menschen die größte jesidische Diasporagemeinschaft der Welt. Die Bundesrepublik habe zudem mit der Anerkennung des Völkermordes eine Verantwortung übernommen, die Angehörigen der Minderheit zu schützen. “Insofern ist es nur folgerichtig, dass es einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden geben muss und eine dauerhafte Bleiberechtsregelung gefunden wird.”

Das Hilfswerk und die EKD äußerten sich zum Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens an diesem Donnerstag (22. August).