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Keine systematische Christenfeindlichkeit

Kirchen wehren sich gegen Vorwürfe, Angriffe gegen Christen zu verharmlosen

Berlin/Bad Blankenburg – Evangelische und katholische Kirche haben Vorwürfe, sie würden Drangsalierungen christlicher Flüchtlinge in deutschen Asylbewerberheimen bagatellisieren, zurückgewiesen. Meldungen von Christen, die sich bedrängt fühlen, „nehmen wir sehr ernst“, sagte der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge. Nach Umfragen in den Unterkünften der eigenen Landeskirche sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die Situation in anderen Landeskirchen könne aber nicht von einer systematischen Christenfeindlichkeit gesprochen werden. Auch die EKD in Hannover und die katholische Deutsche Bischofskonferenz in Bonn wiesen die Vorwürfe zurück.
Erhoben wurden sie von christlichen Organisationen, darunter das der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahestehende Netzwerk „Open Doors“. Sie hatten Ergebnisse einer eigenen Umfrage in Flüchtlingsunterkünften vorgelegt (UK 20/2016, Seite 4).
Ein EKD-Sprecher sagte, der Rat der EKD habe bereits zu Jahresbeginn seine Besorgnis über Gewalt gegen Christen zum Ausdruck gebracht. „Grundsätzlich sind wir der Ansicht, dass allen besonders schutzbedürftigen Flüchtlingsgruppen in Unterkünften Hilfe und Unterstützung zur Verfügung stehen muss“, sagte er. Darunter könnten auch Christen sein, die als Minderheit in einer Flüchtlingsunterkunft leben. Der Sprecher verwies auf die unzureichende Datenlage zu dem Thema.
Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz hegt Zweifel an den Schlussfolgerungen von „Open Doors“. Eine Quantifizierung des Problems, wie von den Organisationen vorgelegt, halte man aufgrund der vorliegenden Informationen nicht für möglich, sagte Sprecher Matthias Kopp.
„Open Doors“ hatte sich für eine nach Religionen getrennte Unterbringung ausgesprochen. Dies könne keine Lösung sein, sagte der EKD-Sprecher: „In Deutschland muss die Religionsfreiheit an jedem Ort für alle gleichermaßen gewährleistet sein und staatlich durchgesetzt werden.“
Unterdessen stellte sich die Deutsche Evangelische Allianz (Bad Blankenburg) hinter die „Open-Doors“-Studie. Der deutsche Rechtsstaat kenne individuelle Freiheitsrechte jedes einzelnen Bürgers, wozu auch in besonderer Weise die Religionsfreiheit gehöre, erklärte Allianz-GeneralsekretärHartmut Steeb in einer Pressemitteilung. Jede einzelne Verletzung dieses grundlegenden Freiheitsrechtes verdiene den konsequenten Einsatz gegen die Verletzer und für die Verletzten. „Gleichzeitig muss der höchst mögliche und wirksame Schutz vor Gewalttaten geleistet werden.“ Um hehrer Ziele willen dürfe man nicht Menschen wissentlich Gefahren an Leib und Leben aussetzen. „Opferschutz, präventiv und nach Verletzungen, muss absoluten Vorrang haben.“ epd/UK