Der 7. Oktober war nicht nur für Jüdinnen und Juden weltweit eine Zäsur – er betrifft auch die jüdisch-katholischen Beziehungen, wie Experten sagen. Dennoch geht der Dialog weiter.
Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist einem vatikanischen Experten zufolge ein einschneidendes Datum für die jüdisch-katholischen Beziehungen. Auf offizieller Ebene sei der Dialog sehr schwierig, auf persönlicher Ebene dagegen gehe er weiter, sagte der Sekretär der Vatikan-Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Pater Norbert Hofmann, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“Unsere jüdischen Partner hätten vielleicht erwartet, dass der Vatikan eins zu eins die Politik des Staates Israel stützt. Aber das kann der Papst nicht einseitig tun, weil die lokalen Katholiken in Israel vornehmlich Palästinenser sind und dann nicht nur jede katholische, sondern auch jede christliche Gemeinschaft in muslimischen Ländern gefährdet wäre”, erklärte Hofmann.
Daher versuche der Vatikan, eine “Äquidistanz” zu halten, also einen gleichen Abstand zwischen den Juden oder der Politik des Staates Israel sowie den Palästinensern oder dem Islam. “Das ist nicht einfach in dieser Zeit.” Es bestünden sehr gute Beziehungen zwischen der katholischen und der jüdischen Welt, auch durch die Organisation vieler Tagungen und Seminare. “Und auch auf der persönlichen Ebene sind in meiner Zeit im Amt viele freundschaftliche Beziehungen mit Juden entstanden. Diese Freundschaften kann mir niemand nehmen, auch kein 7. Oktober.”
Als Beispiel nannte der Ordensmann ein gutes Verhältnis zu Viktor Eichner, seit einem Jahr Repräsentant des Jüdischen Weltkongresses in Rom. “Auf dieser Ebene läuft der Dialog weiter, aber nicht offiziell”, sagte Hofmann.
Eichner hatte zuvor der KNA gesagt, Katholiken hätten ein tiefes Verständnis von der jüdischen Identität und Religion. “Das wollen wir nutzen, um weitere stabile Partnerschaften zu knüpfen.” Mit Blick auf den 7. Oktober und den nachfolgenden Krieg im Gazastreifen sagte er: “Die jüdische Gemeinschaft weltweit ist tief verunsichert und getroffen, auch durch den überall wachsenden Antisemitismus infolge des Krieges.”
Eichner sagte, er setze ebenfalls vor allem auf den Austausch über persönliche Beziehungen, etwa zum päpstlichen “Ökumeneminister” Kardinal Kurt Koch und seinem Team, namentlich Pater Hofmann. “Die Institutionen sind wichtig, aber im Moment geschieht auf offizieller Ebene nicht viel”, so Eichner. “Umso bedeutsamer ist der Austausch über persönliche Beziehungen. Und der funktioniert zum Glück.”