Politik, Papst, Paderborn: Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist gestartet. Auf der Agenda stehen gesellschaftliche und kirchliche Fragen.
Mit Appellen für eine menschlichere Politik an die neue Bundesregierung ist in Paderborn die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gestartet. Die rund 230 Delegierten des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus formulierten dabei am Freitag ihre Erwartungen an die schwarz-rote Koalition. Sie befassten sich auch mit der Situation der Kirche nach der Wahl Papst Leos XIV.
ZdK-Präsidentin Stetter-Karp kritisierte den Kurswechsel der Regierung in der Asylpolitik. “Die Aussetzung des Familiennachzugs steht beispielhaft dafür, dass wir gerade in diesem Politikfeld nicht schweigen dürfen”, sagte sie am Freitag. “Die Familie ist ein hohes Gut und fördert nachhaltig die Integration der betroffenen Menschen. Wir setzen uns dafür ein, im Aufenthaltsgesetz einen Rechtsanspruch auf Geschwisternachzug zu verankern.”
Stetter-Karp begrüßte die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats, die die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hat. Zugleich warnte sie davor, einen zu engen Sicherheitsbegriff anzulegen. “Die Bundesregierung trägt nicht nur Verantwortung für Deutschland. Die unfassbare Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten erfordert Haltung und Handeln.”
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) stärkte dem ZdK für seine politische Arbeit den Rücken. “Es ist das gute und selbstverständliche Recht der Kirche, Stellung zu beziehen, wo immer sie das für nötig erachtet”, sagte er in einem Video-Grußwort zur Vollversammlung.
Auf Leo XIV. setzt Stetter-Karp große Hoffnungen. Bei seiner Amtseinführung habe er überzeugend deutlich gemacht, dass er ein politischer Papst sein werde, so die Präsidentin, die an der Feier in Rom teilnahm. Sehr bestärkend sei zudem, dass er in seiner ersten Rede bekräftigt habe, dass die Kirche synodal sein könne. Damit stelle er sich ganz in eine Linie mit seinem Vorgänger Franziskus.
Ein aktueller Konflikt um die Synodalität der Kirche in Deutschland spielte hingegen nur am Rande der Versammlung eine Rolle. Zur erneuten Weigerung vier deutscher Bischöfe, an einem bundesweiten synodalen Gremium teilzunehmen, will sich Stetter-Karp erst am Montag äußern – gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. ZdK-Vizepräsident Thomas Söding sagte: “Unser Ziel in Deutschland ist es, mit einer geeinten Bischofskonferenz zusammenzuarbeiten und da muss der Widerstand der Vier überwunden werden.”
Überraschend nahmen die Delegierten eine Einladung des Erzbistums Paderborn an, den Katholikentag 2028 in der westfälischen Bischofsstadt auszurichten. Er soll dort vom 24. bis 28. Mai stattfinden. “Die Einladung ist uns eine ganz besondere Freude, weil es noch nie zuvor einen Katholikentag in Paderborn gab”, sagte der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz.