BONN – Draußen ist der Himmel trüb. Drinnen bemüht sich die evangelische Kirche um Klärung: Maritim-Kongresszentrum Bonn, Jahrestagung der Synode, des „Parlaments“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Es ist aber noch nicht offenbar geworden, wer wir sein werden“, ist auf einer riesigen Projektion im Plenarsaal zu lesen – das Motto der Tagung, unter dem die Vertreter aus den Landeskirchen, Hauptamtliche aus dem EKD-Kirchenamt, ehrenamtlich Engagierte und hinzugezogene weitere Fachleute einen Diskussionsprozess anstoßen wollen.
Bittere Pille: Mehrkosten für Reformationsjubiläum
Erklärtes Ziel dabei: Wie soll es weitergehen mit der evangelischen Kirche, deren Mitgliedszahlen zurückgehen, die sich in der Gesellschaft immer mehr Konkurrenz oder auch Gleichgültigkeit gegenübersieht, und deren Finanzen, so die Schätzungen, zumindest langfristig sinken werden? Lehren und Erkenntnisse für diesen Diskussionsprozess will man dabei aus dem gerade zu Ende gegangenen Jubiläum „500 Jahre Reformation“ ziehen.
Erst einmal müssen die Synodalen aber eine bittere Pille schlucken: Das Reformationsjubiläum war deutlich teurer als geplant. Die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, hatte im Vorfeld der Synode vollständige Transparenz angemahnt. Alle Kosten müssten auf den Tisch. Jetzt liegen die Ergebnisse vor: Gut ein Drittel mehr als ursprünglich veranschlagt, nämlich zusätzliche zwölf Millionen Euro statt geplanter 30 Millionen, muss die EKD 2017 und 2018 nachschießen, um die zentralen Feiern und Veranstaltungen zu finanzieren.
Außerdem seien die Besucherzahlen zwar sehr gut gewesen, angesichts überhöhter Prognosen, so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, dann aber doch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Dennoch, so Bedford-Strohm, im Hauptberuf bayerischer Landesbischof, sei das Reformationsjubiläum unterm Strich ein großer Erfolg gewesen, eine „Vitaminspritze für die evangelische Kirche“.
Die Feiern und Veranstaltungen hätten viele Menschen erreicht, die sonst kaum oder keinen Kontakt zur Kirche hätten. Daraus, so die ganz überwiegende Meinung in den Beiträgen auf der Synode, könne man lernen. Ins Gespräch gebracht werden etwa eine gestufte Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche, damit Interessierte das Gefühl bekämen, sich nicht gleich dauerhaft festlegen zu müssen. Gottesdienste müssten einladender, professioneller und vor allem kürzer werden, so der Religionssoziologe Detlef Pollack aus Münster: Ein Gottesdienst dürfe nicht länger als 50 oder 60 Minuten dauern.
Vor allem aber dürfe sich die Kirche nicht darauf beschränken, an ihren gewohnten Orten zu bleiben – (Leitartikel Seite 1). Nach Ansicht der Journalistin Christiane Florin müsse dabei den Menschen vor allem eine Frage beantwortet werden: „Kann ich das für mein Leben gebrauchen?“
Auch Digitalisierung ein Thema auf der Synode
Auch der Haushalt der EKD stand in Bonn zur Debatte. Für 2018 sind Ausgaben von insgesamt 217,9 Millionen Euro geplant, ein Anstieg um 2,2 Millionen Euro. Der größte Teil davon stammt aus den Beiträgen der 20 Landeskirchen, die um fünf Prozent auf 90,8 Millionen Euro stiegen.
Außerdem beschäftigte sich die Synode mit Klimaschutz und dem Thema „Frauen in Leitungspositionen“. Auch in der Kirche versperrten traditionelle Geschlechterklischees Frauen oft den Weg in Führungspositionen, hieß es in einer Studie, die bei der Synode vorgestellt wurde. So werde Frauen häufig ein mutmaßlich „spezifisch weibliches Leitungshandeln“ zugeschrieben.