Von Barbara Manterfeld-Wormit
Zeiten ändern sich. Vor 40 Jahren lief die amerikanische TV-Serie „Holocaust“: Sie löste Scham, Entsetzen und schmerzhafte Fragen in deutschen Familien aus. Ich war elf und durfte die Serie nicht schauen. Eine Szene sah ich doch, sie ließ mich nicht los, bis heute: Meryl Streep, als Inga Weiss im Film verheiratet mit einem Juden, wird gezwungen, im Ghetto zwischen ihren beiden Kindern zu wählen: Welches kommt in die Gaskammer? Sie weigert sich, man droht, ihr beide Kinder zu nehmen. Verzweifelt ruft sie nach dem Jüngeren. Die Tochter wird ihr weggerissen. Deren Schreie nach der Mutter waren das Schrecklichste, was ich bis dahin im TV erlebt hatte.