Berlin/Hannover – Mit Bibelsprüchen setzen sich prominente Protestanten für eine fremdenfreundliche Gesellschaft ein. In der „Bild am Sonntag“ zitiert die EKD-Botschafterin für das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann (Berlin), die alttestamentliche Aufforderung „Tu deinen Mund auf für die Schwachen!“ (Sprüche 31,8). Sie appelliert an die Zeitungsleser, Hetzparolen gegen Asylbewerber zu widersprechen: „Wenn einer rumpöbelt gegen die, die Schutz suchen und Zukunft für ihre Kinder, sagen wir etwas.“ Man müsse mit ihnen reden, „damit sie wieder das werden, was sie hoffentlich doch sein wollen: Mitmenschen, mit denen es sich in einem freien Land in Frieden leben lässt“.
Die Theologin erinnert an die große Hilfsbereitschaft im Jahr 1989, als sich der Ostblock auflöste. Damals sei ein ganzes Feriendorf zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden. Kritik übt Käßmann am Internet-Netzwerk Facebook, weil es die Verbreitung von Hasstiraden gegen Flüchtlinge ermögliche.
Der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover), fordert in einem „Kommentar zur Fluchtkatastrophe“, dass sich Kirchenmitglieder am Beispiel des Barmherzigen Samariters orientieren. Jesus bezeichnete ihn als Vorbild für Mitmenschlichkeit (Lukas 10,25-37), weil er sich einem von Räubern überfallenen und verletzten Menschen uneigennützig annahm. Das Gebot der Nächstenliebe werde verletzt, „wenn wir den unter diese Verbrecher Gefallenen nicht helfen würden“, schreibt der Bischof.
„Gute Gründe“, etwa schlechte Erfahrungen mit Ausländern, oder Gefühle der Fremdheit dürften kein Hinderungsgrund sein. Der Samariter habe seine Barmherzigkeit dadurch bekräftigt, dass er zwei Tageslöhne zur Versorgung des Verwundeten zur Verfügung stellte. Der Bischof schlägt Christen vor, ihr Netto-Monatseinkommen durch 30 zu teilen und dann zu verdoppeln, um sich den Betrag vorzustellen, den der Samariter einsetzte. Jesus habe seine Leute ermahnt: „So geh hin und tu desgleichen!“ Die SELK hat rund 33 100 Mitglieder und finanziert sich nicht aus Kirchensteuern, sondern aus Mitgliedsbeiträgen. idea
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Käßmann: Widerspruch gegen Hetzparolen
