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Jugendmigrationsdienste fürchten tiefe Einschnitte

Die Bundesregierung hat in ihrem aktuellen Entwurf des Haushaltes für 2024 den Wegfall der Finanzierung der Projekte „Respekt Coaches“ und Garantiefonds-Hochschule beschlossen. Insgesamt werden die Mittel für den Jugendmigrationsdienst (JMD) bundesweit von 58,8 Millionen auf 10 Millionen Euro gekürzt. Betroffen sind rund 500 Jugendmigrationsdienste mit mehr als 700 Hauptamtlichen und 2.200 Ehrenamtlichen in freier oder christlicher Trägerschaft. In Mecklenburg-Vorpommern kümmern sich zwölf JMD-Stellen um junge Migranten von zwölf bis 27 Jahren. Neben den beiden Projekten werden auch weitere Gelder gestrichen, bundesweit.

Die Einstellung der ‘Respekt Coaches’ ab 2024 sei besonders für die Schulen ein enormer Verlust, sagt die Leiterin des Jugendmigrationsdienst (JMD) des Christlichen Jugendorf-Werkes Nord (CJD) in Waren, Janin Volkstaedt. „Wenn wir weiterdenken, ist es auch ein Verlust für unsere Gesellschaft, dass wir unseren Kindern und Jugendlichen nicht mehr demokratische Werte mit fürs Leben geben können.“ Auch ihre Kollegin von der Sozialdiakonischen Arbeit – Evangelische Jugend (Soda-ej) aus Schwerin, Pia Tober, bestätigt: „Das hat uns unvorbereitet getroffen. Vom Bundesfamilienministerium kamen immer Signale, dass die Jugendmigrationsdienste gestärkt werden.“

In Schwerin kooperiert der Soda-ej im Projekt „Respekt Coaches“ mit drei Schulen, bietet Projektwochen zu den Themen Diskriminierung und Rassismus mit externen Referenten an. Für das Schuljahr 2023/2024 war jetzt alles durchgeplant. „Die Entscheidung des Bundes hat uns in den Sommerferien total überrascht“, sagt Tober. In Schwerin gebe es keine Angebote, die die Arbeit der „Respekt Coaches“ übernehmen könnten. Während Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter an den Schweriner Schulen mehr auf Intervention ausgerichtet seien, sei das Angebot der JMDs auf Prävention angelegt, erklärt Tober.

„Der zusätzliche Wegfall finanzieller Mittel bundesweit ist für MV fatal“, sagt die Mitarbeiterin des Soda-ej in Schwerin weiter. Die Beratung junger Menschen stehe auf der Kippe: Wenn zwei Stellen komplett gestrichen würden, dann gebe es in manchen Gegenden keine Beratungen mehr. Allein seit Januar begleitete der Schweriner JMD beispielsweise 254 Personen, die beiden Mitarbeiterinnen führten 750 Beratungsgespräche. Im Jahr 2022 suchten bundesweit rund 120.000 junge Menschen aus 180 Nationen diese Beratungsdienste auf.

Einsparungen in der Migrationsberatung für Erwachsene stehen zusätzlich im Haushaltsentwurf. „Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Jugendmigrationsdienste, weil wir zusätzliche Studienberatungen anbieten müssten“, sagt Tober. „Wir kämpfen jetzt dafür, dass die Jugendmigrationsdienste gestärkt werden beziehungsweise in ihrer Stärke erhalten bleiben. Die Kürzung der Mittel ist fatal. Faktisch brauchen wir mehr Mittel als weniger“, ergänzt Volkstaedt vom CJD Nord.

Die JMD sind nach eigenen Angaben Teil der Initiative „Jugend Stärken“, mit der sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für eine bessere Integration junger Menschen einsetze. Ziel sei es, die soziale Teilhabe der jungen Menschen zu fördern und ihre Perspektiven zu verbessern.