Einer der bei einem Attentat in den USA erschossenen Mitarbeiter der dortigen israelischen Botschaft engagierte sich für den Austausch zwischen jungen Israelis und Deutschen. Wie die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) am Donnerstag in Berlin mitteilte, war Yaron Lischinsky Gründungsmitglied des Jugendforums der Israelisch-Deutschen Gesellschaft (IDG), der Schwesterorganisation der DIG. Er sei „tief erschüttert über diesen antisemitischen Doppelmord“, erklärte DIG-Präsident Volker Beck.
Am Mittwochabend (Ortszeit) waren nach Angaben von US-Heimatschutzministerin Kristi Noem auf der Plattform X zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in der Nähe des Jüdischen Museums in Washington erschossen worden. Nach DIG-Angaben war eines der Opfer Lischinsky, der eine Verbindung zu Deutschland hat. Im Alter von 16 Jahren wanderte er gemeinsam mit seiner Familie nach Israel aus.
„In Teilen in Bayern aufgewachsen, sprach er fließend Deutsch und bewegte sich mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen“, sagte Beck. Er bezeichnete Lischinsky als „aufgeschlossenen, klugen und tief engagierten Menschen, dessen Interesse an den deutsch-israelischen Beziehungen und an Wegen zu friedlicher Koexistenz im Nahen Osten auf sein gesamtes Umfeld ausstrahlte“. Lischinsky hatte auch den deutschen Pass, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Nach DIG-Angaben organisierte Lischinsky in der Vergangenheit zahlreiche politische und kulturelle Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Jugendforum der Gesellschaft. Die Stelle an der Botschaft in Washington habe er 2022 übernommen.
Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) besuchte Lischinsky zeitweise das Fürther Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKG) zeigte sich in einer Stellungnahme am Donnerstag betroffen. Die IKG fordert von staatlicher Seite ausreichenden Schutz für alle jüdischen und israelische Einrichtungen, deren Mitglieder und Mitarbeiter: „Der feige und kaltblütige Mord in Washington zeigt auf dramatische Art: Jüdische Menschen und Menschen, die sich für Israel engagieren, müssen ständig um ihr Leben bangen.“
Die Präsidentin der IKG München und Oberbayern und frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich ebenfalls erschüttert: „Zwei so junge Menschen ausgelöscht aus einem einzigen Grund: weil sie sich für Israel eingesetzt haben. Mit unseren Herzen und Gedanken sind wir bei den Opfern und ihren Familien.“ Der „kaltblütige Mord von Washington“ treffe auch die jüdische Community in Deutschland: „Dieser gewaltbereite Hass auf jüdische Menschen und Israel kennt keine Grenzen. Er ist hier wie dort derselbe und er ist zum Äußersten bereit. Er bedroht die jüdische Gemeinschaft – und mit ihr die freien, demokratischen Gesellschaften“, sagte Knobloch.
Die Konferenz der Europäischen Rabbiner mit Sitz in München teilte am Donnerstag mit, der „furchtbare Mord eines mutmaßlich pro-pälsätinensischen Aktivisten an zwei israelischen Botschaftsangehörigen in Washington D.C“ habe gezeigt, „warum wir gegen unsere freie Gesellschaft feindlich gesinnte antisemitische sowie antiisraelische Ideologien und entsprechend radikalisierter Täter dringend und entschlossen vorgehen müssen. Die Tat von Washington sei “ein barbarischer Akt, den wir aufs Schärfste verurteilen und für die Opfer und ihre Angehörigen beten”.
Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, verurteilte die offenbar antisemitisch motivierte Tat aufs Schärfste: „Unsere Herzen sind bei den Opfern und ihren Familien. Zwei jungen, engagierten Menschen wurde ihre Zukunft gestohlen. Judenhass, der zu kaltblütigem Mord führt, geht uns alle an – überall auf der Welt.“