Ein verstorbener US-Soldat wird zu DDR-Zeiten in Ostdeutschland bestattet. Und Erich Honecker gab seinen Segen. Wie kam es dazu?
Auf dem Friedhof von Torgau befindet sich ein ganz besonderes Grab. Es handelt sich um die letzte Ruhestätte des US-Amerikaners Joseph Polowsky. In der Mitte des Grabsteins ist ein Handschlag abgebildet. Dazu die folgenden Zeilen auf Englisch und Deutsch: “Teilnehmer an dem von den USA und der UdSSR geleisteten Schwur während des 2. Weltkriegs am 25. April 1945 an der Elbe in der Nähe von Torgau / Deutschland.”
Polowsky gehörte zu den ersten US-Soldaten unter Führung von Albert L. Koetzebue, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf Einheiten der Roten Armee trafen. Damit war Adolf Hitlers Drittes Reich praktisch zweigeteilt und endgültig dem Untergang geweiht.
Die Gruppe um Kotzebue und Polowsky begegnete den Sowjetsoldaten auf den Elbwiesen bei Lorenzkirch gegenüber der Ortschaft Strehla. Am Flussufer lagen die Leichen von bis zu 300 Zivilisten, die durch sowjetisches Artilleriefeuer getötet worden waren. Angesichts diese Anblicks schworen die Soldaten, alles dafür zu tun, um einen neuen Krieg in der Zukunft zu verhindern.
Polowsky nahm dieses Ansinnen zeit seines Lebens sehr ernst, setzte sich im Kalten Krieg für eine bessere Beziehung zwischen den USA und der Sowjetunion ein und bemühte sich bei den Vereinten Nationen vergeblich darum, den 25. April zum Weltfriedenstag erklären zu lassen.
Bevor er 1983 verstarb, hatte Polowsky verfügt, in Torgau bestattet zu werden. Angesichts des Eisernen Vorhangs und der deutsch-deutschen Teilung ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen – das schließlich doch gelang. Angeblich gab DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker persönlich seinen Segen dazu. Allerdings sorgte die allgegenwärtige Stasi dafür, dass die Bevölkerung von diesem außergewöhnlichen Begräbnis praktisch nichts mitbekam.