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Theologieprofessor: Kirchenmusik bietet unglaubliche Möglichkeiten

Singen und Musik bieten nach Ansicht des Theologen Günter Thomas „unglaubliche Möglichkeiten“ für die Kirche. Kirchenmusik helfe Menschen, in der Kirche einen Ort zu finden, sie sei niederschwellig und doch voller Inhalt, einladend, aber nicht bedrängend, sagte der Professor für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum am Samstag vor der württembergischen Landessynode in Stuttgart.

Deshalb sei Kirchenmusik „eine kaum zu überschätzende Möglichkeit der Kirche, Glauben zu kommunizieren“. Sowohl Zweifler als auch die, die Gott tief vertrauen, seien zum Singen eingeladen. „Dass der unglaubliche Glaube einen Ort hat, ist das Unglaubliche der Kirchenmusik.“ Hier könnten Menschen „im wahrsten Sinne des Wortes vom Geist Gottes begeistert werden“. Die Hoffnung darauf, dass Musik Gotteslob ist und sich in der Musik Gott erfahren lasse, unterscheide das geistliche Lied von sehr guter säkularer Dichtung, sagte der Theologie in seinem Vortrag zu theologischen Aspekten der Kirchenmusik und ihrer Bedeutung für die Kirche.

Der theologische Dezernent der württembergischen Landeskirche, Jörg Schneider, sagte, dass Kirche sich in schmerzhaften Umbauprozessen befinde, sich der Glaube aber eigentlich um Freude, Dankbarkeit und Hoffnungen drehe. „Ich denke, dass Musik einen entscheidenden Anteil daran hat, diese Seite des Glaubens zu leben.“

Damit Menschen singen und musizieren oder dabei zuhören, brauche es vor Ort Beziehungen, ergänzte Schneider. „Wenn aber Bindungen und Beziehungen lockerer werden, dann fällt es vor Ort schwerer, dauerhafte Musikangebote vorzuhalten.“ Deshalb seien Kirche und Gemeinde gefordert, diese Verbindungen und Bindungen zu fördern. „Denn letztlich geht es um die Bindung zu Gott“, so der Oberkirchenrat.

Laut Matthias Hanke, dem Verantwortlichen für Kirchenmusik in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, sei Kirchenmusik in ihrer ganzen Vielfalt von Stilen und Ausdrucksmöglichkeiten ein Teil der DNA evangelischer Christinnen und Christen. Es werde als Glück empfunden, Gott durch Musik nahe zu sein. Darin liege eine große Chance der Kirchenmusik: „Menschen mit Gottes Nähe zu beglücken.“

In der württembergischen Landeskirche gebe es derzeit einen Generationswechsel bei hauptamtlichen Kirchenmusikern: „Die junge Generation stellt sich der Aufgabe, die jahrzehntelange stilistische Fokussierung auf klassische Musik um die Popularmusik zu ergänzen.“ Hier gebe es vielerorts ein fruchtbares Miteinander aus klassischer Musik und Popmusik, so Hanke. (0718/29.03.2025)