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Irina Scherbakowa: Russland geht immer schärfer gegen Kultur vor

In der Vergangenheit hatten die russischen Behörden vor allem NGOs und politische Oppositionelle im Visier, inzwischen wird der Druck auf die Kultur immer größer, berichtet die prominente Menschenrechtsaktivistin.

Kulturschaffende in Russland sind laut der Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa immer massiveren staatlichen Repressionen ausgesetzt. “In Museen und Theatern werden Direktoren und Regisseure ausgetauscht, Kommissionen entstehen, die Bücher, Filme und Inszenierungen prüfen. Zensur findet schon fast offiziell statt, obwohl das verfassungswidrig ist”, sagte sie der “Thüringer Allgemeinen” (Dienstag) in Erfurt. “Die Repressionsmaschine wird härter.”

Direkte Angriffe habe auch schon in den vergangenen Jahren gegeben. “Aber die Urteile gegen die Künstler waren nicht so hart, und sie wurden unter anderen Vorwänden wie angeblicher Wirtschaftsvergehen vor Gericht gestellt. Jetzt ist es eindeutig, es geht um Inhalte”, so die 75-jährige Historikerin, die in Berlin und Tel Aviv im Exil lebt. Die von ihr mitbegründete russische Menschenrechtsorganisation Memorial erhielt 2022 den Friedensnobelpreis.