Das ist toll für das Auge. Derzeit sorgen riesige gelbe Rapsteppiche für Farbe in Deutschland.
Deutschland blüht. Neben Kirschpflaume, Schlehe und ersten Obstbäumen schmeicheln derzeit riesige gelbe Rapsfelder dem Auge. Bis zu vier Wochen kann die farbenfrohe Blüte andauern.
Die Anbaufläche für Winterraps in Deutschland wächst leicht, wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) am Mittwoch unter Berufung auf das Statistische Bundesamt mitteilte. Für die Ernte 2025 säten Landwirte auf rund 1,11 Millionen Hektar Winterraps aus. Dies entspricht einem Zuwachs von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist die Krautpflanze nach Weizen, Mais und Gerste die vierthäufigste Anbaukultur. Die größte Anbaufläche liegt weiterhin in Mecklenburg-Vorpommern mit 190.700 Hektar. Sachsen-Anhalt und Sachsen folgen mit 123.700 beziehungsweise 111.100 Hektar.
Allerdings hat Deutschland dabei keine Spitzenposition. Indien und Kanada liegen mit Anbauflächen von rund 9,9 und 8,9 Millionen Hektar vor China mit rund 7,5 Millionen Hektar. Für Russland (2,6 Millionen) und die Ukraine (1,5 Millionen) erwarten die Experten zurückgehende Anbauflächen. In seiner jüngsten Schätzung erwartet der Internationale Getreiderat (IGC) für 2025/26 eine weltweite Rapsanbaufläche von 44,1 Millionen Hektar. Das wären 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr – und damit die größte Anbaufläche aller Zeiten. Das Plus wird unter anderem durch eine steigende Nachfrage nach Rapsöl als Biokraftstoff-Rohstoff gefördert. Allerdings waren die Rapspreise zuletzt wegen drohender Handels- und Zollstreitigkeiten auf Zickzack-Kurs.
Raps ist ein Multitalent – und Deutschlands wichtigste nachwachsende Ölquelle. Man findet das Kreuzblütengewächs in zahlreichen Produkten – ob als Speiseöl, Biodiesel, Schmierstoff, in Farben und Kosmetika. Auch die ausgepressten Rapssamen finden noch Verwendung. Der Rapsschrot liefert ein eiweißreiches Futtermittel für Rinder und Schweine und stellt eine Alternative zu importiertem Sojafutter dar.
Ein Hektar Raps liefert je nach Sorte, Feldbeschaffenheit und Niederschlag etwa 4 bis 5 Tonnen Ertrag pro Hektar. Daraus lassen sich rund 1.450 Liter Rapsöl erzeugen. Rund 9,4 Millionen Tonnen Raps wurden 2024 in Deutschland verarbeitet – 3,6 Millionen aus heimischer Ernte. Der Rest wurde importiert, vor allem aus der Ukraine. Daraus entstanden insgesamt 3,7 Millionen Tonnen Rapsöl. Nur etwa ein Viertel davon wurde in der hiesigen Nahrungsmittelindustrie verwendet. Der Rest wurde zur Energiegewinnung sowie für technische Zwecke und als Futteröl eingesetzt.
Raps ist eine relativ junge Kulturpflanze. Sie entstand vermutlich im Mittelmeerraum aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Kohl und Rübsen. Schon den Römern war die Pflanze bekannt, aber erst ab dem 17. Jahrhundert gewann der Rapsanbau an Intensität – vor allem in den Niederlanden und im nordwestlichen Deutschland.
Genutzt wurde sein Öl vor allem für Lampen. Mit Beginn der Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts und dem steigenden Bedarf an technischen Ölen weitete sich der Anbau in Europa aus. Rapsöl wurde Schmiermittel in Dampfmaschinen sowie Grundstoff für Seifen und Kosmetika.
Im 20. Jahrhundert war der Anbau starken Schwankungen unterworfen. In den beiden Weltkriegen stieg die Anbaufläche wieder an, um danach ebenso rasch wieder abzunehmen. Preiswertes Erdöl und importierte Pflanzenöle ersetzten die heimische Rapsproduktion.
Zum Verzehr war Rapsöl anfangs nicht gut geeignet: Der Grund liegt im bitteren Geschmack. Mit Aufkommen der Margarine um 1875 änderte sich das erstmals ein wenig. Ab den 1970er Jahren kam durch Neuzüchtungen auch ein wohlschmeckenderes Rapsöl auf den Markt. Seit den 2000er Jahren dient Raps auch als nachwachsenden Rohstoff, um Biokraftstoff als grünen Treibstoff zu erzeugen. Die Produktion zog wieder an – inklusive der Debatte um gentechnische Veränderungen, den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat und die Frage, wie weit Nahrungsmittel zur Produktion von Kraftstoffen verwendet werden sollten.