Die Ernte wird nach dem heißen Sommer deutlich schlechter ausfallen. Getreide und Mais hat die große Hitze und langanhaltende Dürre vielerorts verdorben. Die deutschen Bauern hoffen wegen enormer Ernteverluste auf Milliardenhilfen. Und doch werden zu Erntedank (7. Oktober) die Altäre in den Kirchen wieder reichlich geschmückt sein: mit Äpfeln, Kürbissen, Kartoffeln, Salat und vielem anderen mehr. Bunte Farben leuchten und es duftet sehr. Es ist ein gutes Gefühl zu spüren und zu wissen, es mangelt nicht an Essen, obwohl es große Ernteausfälle gibt, weil es zu trocken war.
Unter dem Klimawandel leiden viele Bauern an anderen Orten der Welt noch viel stärker, denn oftmals können sie ihre Felder nicht bewässern und sie bekommen keine staatlichen Hilfen. Äthiopien im Osten Afrikas ist so ein Land, das mit Dürren, Wassermangel und Ernteausfällen zu kämpfen hat. Äthiopien steht dieses Jahr zu Erntedank im Mittelpunkt des evangelischen Hilfswerkes „Brot für die Welt“. Kleinbauern dort werden mit Hilfsprojekten unterstützt.
Äthiopien wird immer wieder von Dürren oder sintflutartigen Regengüssen heimgesucht, die der Landwirtschaft großen Schaden zufügen. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist unterernährt. Zugleich gibt es immer mehr Menschen im Land. Eine äthiopische Frau bringt meist vier oder mehr Kinder zur Welt.
Besonders schwierig ist die Lage für die Menschen in Gambela. In der Region im äußersten Westen des Landes leben etwa 300 000 Menschen mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft. Die ohnehin schon große Not wird verschärft durch den Zuzug von 400 000 Flüchtlingen aus dem Nachbarland Südsudan. Sie suchen Schutz vor dem brutalen Bürgerkrieg, der dort seit 2013 tobt.
In dieser schwierigen Situation unterstützt der Entwicklungsdienst der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (EECMY) Einheimische und Geflüchtete mit dem Projekt „Integration durch gute Ernten“. Fast tausend Kleinbauernfamilien, davon ein Drittel geflüchtete Familien, werden etwa im Mais- und Gemüseanbau geschult. Auch lernen sie, Kleintiere zu züchten, um sich selbst ernähren zu können. Brot für die Welt unterstützt diese Arbeit.
„Das wird eine sehr gute Maisernte dieses Jahr“, sagt der 28-jährige Bauer OKello Kwot aus dem Dorf Gog. Dabei schaut er zu seiner Frau hinüber. Fast den doppelten Ertrag erntet Okello Kwot, seitdem er von der Mekane-Yesus-Kirche verbessertes Saatgut erhalten und neue Anbaumethoden gelernt hat. Die Pflanzen stehen jetzt in geraden Reihen. Durch schrittgroße Abstände kann Wasser fließen. Die Feldarbeit ist so einfacher geworden. Und zwischen den Maispflanzen wachsen nun auch noch Bohnen und Kürbisse.
Es sind kleine Veränderungen mit großer Wirkung: „Vorher gab es meist nur eine Mahlzeit für uns am Tag, jetzt sind es drei“, sagt der Familienvater lächelnd. Neben Porridge oder festem Brei aus Maismehl, Kürbisblättern und Süßkartoffeln aus dem eigenen Garten isst die Familie gelegentlich sogar Fleisch. „Das können wir uns leisten, weil die Ernte gut ausfällt und wir manchmal etwas Mais verkaufen.“ Daneben konnte die Familie mit Hilfe der Mekane-Yesus-Kirche eine kleine Ziegenherde aufbauen. Aus drei Tieren sind schon neun geworden.
Außerdem wird das friedliche Zusammenleben von Einheimischen und Zugezogenen gefördert. So organisiert die Mekane-Yesus-Kirche gemeinsame Treffen, bei denen Einheimische und Geflüchtete sich gegenseitig von ihren Nöten und Sorgen erzählen. Das zeigt Wirkung: „Wir versuchen, den Flüchtlingen so gut es geht zu helfen“, sagt Okello Kwot.
Die Arbeit der Mekane-Yesus-Kirche in Äthiopien sowie viele andere Projekte in Afrika und Asien der Brot-für-die-Welt-Partner zeigen: Es ist möglich, die Ernte gerecht zu teilen. Es gibt genug und gesundes Essen.
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„Integration durch gute Ernten“
Die Mekane-Yesus-Kirche – Projektpartner von „Brot für die Welt“ in Äthiopien – verhilft Kleinbauern zu besseren Ernten. Das verbessert im Land auch die Versorgungslage der Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Südsudan. Ein Gewinn für beide Seiten

Joerg Boethling