Am Institut für Zeitgeschichte wird Geschichte geschrieben und erklärt, aufbewahrt und weitergegeben. Das passiert seit nunmehr 75 Jahren. Das Jubiläum wird mit einem Festakt in München begangen.
Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin wird 75 Jahre alt. Das Jubiläum wird am Mittwochabend in München mit prominenten Gästen aus Politik und Wissenschaft gefeiert. Das Forschungszentrum leistete Pionierarbeit bei der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Zu den international beachteten Veröffentlichungen zählt die 2016 erschienene kritische Ausgabe von Adolf Hitlers Pamphlet “Mein Kampf”. Zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden zwischen 1933 und 1945 hat das Institut 16 Bände herausgegeben.
Über die NS-Zeit hinaus reichen weitere Großprojekte wie die Online-Edition der zwischen 1911 und 1952 handschriftlich verfassten Tagebücher des Münchner Kardinals Michael Faulhaber (1869-1952). Inzwischen bearbeitet das Institut Fragen aus der deutschen Geschichte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Zuletzt wurden Forschungen zur Arbeit der Treuhandanstalt nach der Wiedervereinigung 1990 abgeschlossen. Seit 1990 gibt die Einrichtung im Auftrag der Bundesregierung die Akten des Außenministeriums heraus.
In der 1999 eröffneten und kürzlich erweiterten Dokumentation Obersalzberg, einem zentralen Standort der NS-Administration in den oberbayerischen Bergen, werden vom Institut historische Erkenntnisse zum Nationalsozialismus für ein breites Publikum aufbereitet. An seinem Stammsitz in München hält die Einrichtung auf acht Stockwerken mehr als 350.000 Titel zur deutschen Zeitgeschichte bereit. Unterirdisch werden nicht-staatliche Akten und bedeutende Nachlässe verwahrt, etwa vom bisher einzigen sozialdemokratischen bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner (1887-1980) und der liberalen Spitzenpolitikerin Hildegard Hamm-Brücher (1921-2016).