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Im Gespräch

Liebe Leserinnen und Leser, hier, auf der Seite „Im Gespräch“, haben Ihre Meinungen Platz. Wir freuen uns über jede Zuschrift zu Beiträgen in unserer Zeitung, über weiterführende Argumente, über kritische ebenso wie über zustimmende Anmerkungen. Allerdings müssen wir uns bei der Veröffentlichung Kürzungen vorbehalten. Außerdem benötigen wir Ihre volle Anschrift und eine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen. Einzelne Briefe stellen wir auch auf „www.unserekirche.de“ im Internet ein. Wenn Sie das nicht wünschen, bitten wir Sie, uns das ausdrücklich mitzuteilen. Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, dass die veröffentlichten Zuschriften auf dieser Seite keine Meinungsäußerungen der Redaktion sind, sondern der Leserinnen und Leser.Vielen Dank! Ihre UK-Redaktion

Wir müssen uns
der Botschaft anpassen

UK 33/2018, Andacht (Seite 3: „Liebe: nötiger denn je“); UK35/2018, Leserbrief (Seite 14: „Zeichen der Liebe Gottes“)
Nach Veröffentlichung der Andacht  hatte ich mit einem Sturm von Leserbriefen gerechnet. Nur einer wurde veröffentlicht. Hier meine Meinung dazu:
Auch ich bin nicht von der Frage getrieben, wie ich vor Gott gerecht werden kann. Aber nicht, weil ich in einer Zeit lebe, in der das Thema nicht mehr aktuell ist, sondern weil ich auf der Basis des Glaubens  auf die Gnade hoffen darf.
Es kann und darf nicht darum gehen, die Frohe Botschaft an unsere Zeit anzupassen. Nein, umgekehrt! Wir müssen uns der Botschaft Christi anpassen, umkehren und Buße tun – wir müssen es zumindest immer wieder von Neuem versuchen.
Seit 2000 Jahren ist immer wieder versucht worden, die christliche Botschaft zu „aktualisieren“. Dabei wird sie verfälscht und verliert ihre Kraft. Wir entfernen uns dabei von unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Die „Deutschen Christen“ in den 30er Jahren sind ein deutliches Beispiel.
Wozu führt das letztlich? Beispielsweise zu einer Aussage im Andachtstext wie der Liebe den Namen Jesu Christi zu geben. Jesus Christus nur noch als Namensgeber für die Liebe? Er ist mehr. Er ist unser Herr – gestern, heute und in Ewigkeit.
Philip Debus, Bielefeld

 Der Glaube braucht Bewegung
UK 34/2018, 70 Jahre Weltkirchenrat (Seite 5: „Warten auf eine kräftige Brise“)
Eine „kräftige Brise“ – die hat die ökumenische Bewegung wirklich nötig.
Der Ökumenische Rat hat seine Aufgabe wahrgenommen, mit kritischen Worten in die Probleme der Weltgesellschaft und der Politik hineinzureden. Es ist schwierig geworden, Verlautbarungen in die gegenwärtigen politischen und sozialen Verhältnisse in ihren fast unüberschaubaren Spannungen zu formulieren. Welche „Worte“ könnten von kirchlicher Seite helfen oder Veränderungen bewirken? Der Rat ist schweigsamer geworden. Darum scheint von daher keine Brise zu erwarten.
Es muss an den Anfang, an die Gründung der Ökumene in Amsterdam 1948, erinnert werden. In dem Artikel fehlt dieser Rückgriff. Es ist zu erinnern an den ersten Generalsekretär Willem A, Visser‘t Hooft. Er war der erfahrene Theologe, der die Annäherung der Kirchen als drängende Aufgabe vorgestellt hat, weil es um die eine Kirche Christi geht. Er hatte aber auch die Mithilfe der Mitglieder und des Rates an den in der Welt vorhandenen Problemen im Blick.  
In einer Rede 1948 betonte er: „Wir sind eine Gemeinschaft, in der die Kirchen nach einer langen Periode, in der sie einander außeracht gelassen haben, anfangen, einander kennenzulernen. Wir sind eine Gemeinschaft, in der die Kirchen in ein ernstes, vorwärtsdrängendes Gespräch über ihre Unterschiede im Glauben, in der Verkündigung, in der Kirchenverfassung miteinander eintreten. Wir sind eine Gemeinschaft in der christliche Solidarität verwirklicht wird, so dass die Kirchen ihren schwachen und bedürftigen Schwesterkirchen helfen. Wir sind eine Gemeinschaft, in der wir gemeinsam die Herrschaft Christi in allen Angelegenheiten bezeugen, in denen uns ein gemeinsames Wort für die Kirchen und für die Welt gegeben ist. Wir sind vor allem eine Gemeinschaft, die versucht, der Einheit in Christus Ausdruck zu verleihen, die uns bereits gegeben ist, und den Weg zu einer umfassenden und viel tieferen Darstellung dieser Einheit vorzubereiten sucht.“ (Autobiographie S. 253)
In der Annäherung der Kirchen im Wesentlichen, die nicht nur Kennenlernen bedeutet, ist bisher zu wenig geschehen. Von dort her könnte vielleicht nicht nur eine Brise, sondern ein stärkerer Wind, der Bewegung schafft, zu erwarten sein. Der Glaube braucht Bewegung.
Klaus Illmer-Kephalides, Bielefeld

Respekt und Anerkennung
UK 34/2018, Flüchtlingsrettung im Mittelmeer (Seite 9: „Erst retten, dann fragen“); Nationalismus (Leitartikel Seite 1: „Der Wunsch fürs Leben“)
Vielen Dank an den Autor für den komprimierten Erfahrungsbericht über den Flüchtlingsretter und Philanthropen Jonas Buja. Schon die Überschrift „Erst retten, dann fragen“ bildet im Kern den humanen Gegensatz zu der mancherseits glorifizierten, doch im Kern pervers-martialischen Sheriff-Platitüde „Erst schießen – dann fragen“.
Es ist ein interessanter Zufall (Fügung?), dass in derselben Ausgabe der Autor des Leitartikels dem überkommenen, egozentrierten Nationalismus eine wohlverdiente Abfuhr erteilt.
Machen wir uns doch nichts vor: Die deutsche Wirtschaft brummt deshalb, weil mit Mord und Totschlag in bevorzugt weit entfernten Ländern sich die Rüstungskonzerne und ihre Zulieferfirmen eine goldene Nase verdienen konnten und weiterhin können. Es ist widerwärtig menschenverachtend, wenn „ordentliche Biodeutsche“ im Bezug auf Bootsflüchtlinge „Absaufen lassen!“ skandieren. So was schlägt in die gleiche Kerbe wie ehemals die bestialische Bekundung „Jude verrecke!“.
Es ist hanebüchen, wenn der deutsche Innenminister Seehofer an seinem 69. Geburtstag die Abschiebund von 69 afghanischen Flüchtlingen mit einem grenzdebilen Grinsen quittiert.
Bei etwas genauerer Bibellektüre und -interpreation kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass Sodom und Gomorra nicht primär wegen ihrer sprichwörtlichen sexuellen Ausschweifungen abgestraft worden sind, sondern weil sie Fremde und Bedürftige ihrem Schicksal überließen, weder Nahrung noch Zuflucht, geschweige denn Heimstatt boten. Quasi die alttestamentliche Form von Abschottung und Abkapselung.
Wer Ohren hat, der höre. Zollen wir also Menschen wie Kapitän Jonas Buja und seinen Mitstreitern Anerkennung und Respekt.
Michael Hof, Bad Berleburg

Eine Schatzsuche, die
in Erinnerung bleibt

UK35/2018, Seelsorgerin Anke Westphal im Heidepark Soltau (Seite 16: „Auf der Suche nach dem Schatz“)
Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen. Ich bin Engländerin, lebe aber seit über 50 jahren hier in Deutschland.
Als unsere Kinder klein waren, in den 1960er und 70er Jahren, fuhren wir jedes Jahr zu einem Badeort in Nordengland, um dort die Ferien zu verbringen. Und jedes Jahre freuten sich unsere drei Kinder auf „Sunshine Corner“ (Anmerkung der Redaktion: „Sonnenschein-Ecke“), wo mit Kindern gespielt, gesungen und gerätselt wurde. Es gab nämlich jeden Tag ein Bibelquiz. Lange schickten sie, auf Wunsch, jeden Monat ein weiteres Bibelquiz.
Bitte machen Sie weiter so, Anke Westphal! Viele Kinder werden später als Erwachsene Ihre „Schatzsuche“ in Erinnerung und das eine oder andere vielleicht gefunden haben.
Pauline Matthias, Preußisch Oldendorf

 

Gibt es ein Gericht am „Jüngsten Tag“ ?
UK37/2018, Leitartikel (Seite 1: „Kann der liebe Gott bestrafen?“)
In seiner Betrachtung über die Frage „Kann der liebe Gott bestrafen?“ hebt der Autor des Leitartikels meines Erachtens zu Recht hervor, dass man über dem „lieben“ Gott nicht den richtenden vergessen darf. Die spannungsvolle Einheit von Gnade und Gericht kennzeichnet ja gerade das biblische Gottesbild.
Aber wann und wie soll sich das göttliche Gericht vollziehen?
In den Schriften des Neuen Testaments findet sich die apokalyptische Erwartung eines baldigen Weltendes mit einem „Jüngsten Gericht“, bei dem den Gläubigen ein nicht endendes, paradiesisches Leben auf dieser Erde in Aussicht gestellt wird. Aber diese zeitbedingte Vorstellung scheitert nicht nur an innerer Unmöglichkeit, sondern auch daran, dass die Erde nicht ewig bestehen wird, sondern nach Auskunft von Wissenschaftlern einmal von der sich riesig aufblähenden Sonne verschlungen wird.
Ein Ausweg klingt in der Frage des Leitartikels an: „Was erwartet den Menschen am Ende seiner Zeit“, also nach seinem Tod? Der katholische Theologe Hans Kessler hat die Frage, was den Menschen nach seiner Erdenzeit erwarte, dahingehend beantwortet, dass der Mensch dann „leibhaftig, das heißt höchstpersönlich“ in die „Ewigkeitsdimension Gottes“ aufgenommen wird. Er beruft sich dabei unter anderem auf die Antwort, die Jesus dem Schächer am Kreuz gab: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“.
Im Zuge einer solchen „Auferstehung im Tod“ begegnet der Mensch dann dem „wiederkommenden Christus“ und erfährt die Realität des gnädigen und richtenden Gottes. Weil am Ende die Gnade triumphiert, muss keiner endgültig in der Gottferne verloren sein.
Dr. Wennemar Schweer, Rheda-
Wiedenbrück