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Hungerstreik gegen Abschiebung von Jesiden

Schätzungen zufolge leben mehr als 200.000 Jesidinnen und Jesiden in Deutschland. Mit einem Hungerstreik wollen Jesiden in Berlin gegen drohende Abschiebungen in den Irak protestieren.

Jesiden fühlen sich auch in Deutschland Diskriminierung ausgesetzt. Hier demonstrieren sie 2014 auf dem Berliner Alexanderplatz für Anerkennung
Jesiden fühlen sich auch in Deutschland Diskriminierung ausgesetzt. Hier demonstrieren sie 2014 auf dem Berliner Alexanderplatz für AnerkennungImago / snapshot

Mit einem Hungerstreik wollen Jesiden noch bis zum 24. Dezember vor dem Reichstagsgebäude in Berlin gegen drohende Abschiebungen von Angehörigen der Minderheit in den Irak protestieren. Für die Versammlungen auf dem Platz der Republik seien 100 Teilnehmende pro Tag angemeldet, teilte die Polizei auf Anfrage mit.

Am Vortag seien zehn Teilnehmer des seit dem 9. Oktober andauernden Hungerstreiks in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Notärzte hätten zuvor behandlungsbedürftige medizinische Defizite festgestellt, teilte ein Sprecher der Feuerwehr auf Anfrage mit.

Asylprüfungen enden oftmals mit einer Ablehnung

Nach Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erkannte das Amt im vergangenen Jahr weniger als die Hälfte der irakischen Jesiden, über deren Asylantrag inhaltlich entschieden wurde, als schutzbedürftig an. Von insgesamt 4.706 Asylprüfungen des Bundesamtes zu Jesiden aus dem Irak endeten 2.420 mit einer Ablehnung. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger hervor.

Während das Bundesamt fast alle Jesiden aus Syrien weiter als schutzbedürftig einstuft, geht die Anerkennung für Jesiden aus dem Irak zurück, seitdem der IS dort nach Einschätzung des Bundesamtes nicht mehr die Macht ausübt. 2017 bekamen demnach noch 91,8 Prozent einen Schutzstatus, 2022 nur noch 48,6 Prozent.