Artikel teilen:

Historiker Tuchel: Demokratie muss von jedem Einzelnen bewahrt werden

Der Historiker Johannes Tuchel hat dazu aufgerufen, nicht nur an die Gegner, sondern auch an die Verteidiger der Weimarer Republik zu erinnern. Die positiven Ansätze in der ersten deutschen Demokratie würden vielfach übersehen. Dazu zähle auch der Einsatz von Millionen Anhängern des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ für den Schutz des parlamentarischen Systems, sagte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand dem Evangelischen Pressedienst (epd) aus Anlass des 100. Todestages von Erich Schulz am 25. April.

Das „Reichsbanner“-Mitglied Schulz wurde 1925 im Straßenwahlkampf von einem Rechtsextremisten erschossen. Die Erinnerung an die Menschen, die im „Reichsbanner“ Republik und Verfassung verteidigt hätten, könne auch in der Gegenwart helfen, sagte Tuchel: „Die Botschaft des Reichsbanners ist klar und gilt bis heute: Wenn wir viele sind, haben wir bessere Möglichkeiten, die Demokratie zu verteidigen.“

In Deutschland sei die Demokratie lange Zeit als etwas vollkommen Selbstverständliches wahrgenommen worden, erklärte der Historiker, „etwas, um das sich nicht gekümmert werden musste“. Erst nach dem Auftreten radikaler Kräfte in den vergangenen zehn Jahren sei vielen Menschen bewusst geworden, dass Demokratie gelebt, geschützt und vor allem bewahrt werden müsse – „von jedem Einzelnen“.

Das „Reichsbanner“ wurde 1924 gegründet und 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Es war Anfang der 1930er Jahre die größte parteiübergreifende Organisation in Deutschland. Sie betrieb Bildungsarbeit und bot kulturelle und Freizeitaktivitäten an. Doch zuallererst verstand sie sich als „Schutztruppe der Republik“.