Alexander Korb (47), Historiker, übernimmt zum 1. Juni die Leitung des Memoriums Nürnberger Prozesse. Laut Mitteilung der Stadt Nürnberg vom Dienstag ist der gebürtige Münchner ein Spezialist für vergleichende Faschismus- und Genozidforschung. Aktuell lehrt er europäische Zeitgeschichte an der englischen Universität Leicester. Zuvor arbeitete Korb zehn Jahre in verschiedenen Museen und Gedenkstätten in Frankfurt am Main, Oranienburg und Berlin.
Seit 2018 produziert der Historiker mit Künstlerinnen und Völkermord-Überlebenden sogenannte Graphic Novels und untersucht ihren Beitrag zur Erinnerungsarbeit in Schulen und Gedenkstätten. Außerdem arbeitet der Forscher an einer rechtshistorischen Studie zur Todesstrafe in Bayern zwischen 1918 und 1949.
Korb sagte zu seiner Ernennung, er freue sich über die Aufgabe, das Wissen über die Nürnberger Prozesse zu vertiefen. In den aktuellen internationalen Krisen und Kriegen müsse sich der Blick auch zurück ins Jahr 1946 richten. Dabei gehe es um die Frage, welche Lehren die Welt juristisch und moralisch aus der bis dahin größten Krise der Menschheit gezogen habe.
Das Memorium Nürnberger Prozesse wird jährlich von mehr als 100.000 Menschen besucht. Im Saal 600 des Nürnberger Justizgebäudes fanden von 20. November 1945 bis 1. Oktober 1946 die Hauptkriegsverbrecherprozesse gegen führende Nationalsozialisten statt. Die Verfahren vor einem internationalen Militärgerichtshof gelten als Wiege des Völkerstrafrechts.