Der Historiker Heinrich August Winkler wird am Dienstag (19. Dezember) 80 Jahre alt. Der in Königsberg/Ostpreußen geborene Wissenschaftler gehört zu den wichtigsten deutschen Historikern. Er lehrte in Berlin und Freiburg und hatte zuletzt bis 2007 einen Lehrstuhl an der Humboldt-Universität in Berlin inne.
Winkler hat sich insbesondere mit der Geschichte der Weimarer Republik, der Sozialdemokratie und der Frage des vermeintlichen deutschen Sonderwegs im 19. und 20. Jahrhundert beschäftigt.
In Büchern wie “Der lange Weg nach Westen” und der zwischen 2009 und 2015 erschienenen “Geschichte des Westens” dachte er über die Entwicklung universeller Werte von der Antike über die Amerikanische und Französische Revolution (1776/1789) bis heute nach. Er analysierte, was die westliche Wertegemeinschaft ausmacht und wie Deutschland nach vielen Umwegen dorthin gefunden hat. In seinem 2017 erschienenen Buch “Zerbricht der Westen?” fragt er nach der Stabilität dieser Wertegemeinschaft angesichts von Trump, Brexit und Flüchtlingskrise.
2016 wurde Winkler mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Am 8. Mai 2015 hielt er im Bundestag die zentrale Gedenkrede zum 70. Jahrestag des Kriegsendes.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte am Dienstag das Lebenswerk des Historikers. “Nach meiner Auffassung hat niemand so souverän zunächst über die Arbeiterbewegung, dann aber weit umfassender über die inneren Widersprüche der Weimarer Republik geschrieben wie Sie, niemand anderer die bestimmenden Momente und Kräfte unserer neueren Geschichte zwischen Nationswerdung, Unfreiheit und spätem Aufbruch zur Demokratisierung so pointiert ausgeleuchtet”, betonte das Staatsoberhaupt. Winkler sei auch für die Politik ein kluger Ratgeber. Das zeige sich etwa bei seinem engagierten Werben um einen “aufgeklärten, selbstkritischen Patriotismus”.