Vor einigen Monaten entdeckte der pensionierte Pfarrer Reinhard Kees im Keller des Pfarrhauses Tafeln zur Geschichte der Zisterzienser in Himmelpfort im Norden des Landes Brandenburg. Er befreite sie vom Staub und war beeindruckt von der sorgfältigen Dokumentation, die bereits für das 700-jährige Jubiläum erstellt worden war. „Am 24. Mai werden die Tafeln in der Ruine des ehemaligen Klosters ausgestellt“, sagt er begeistert. Er habe dafür eigens 16 hölzerne Staffeleien gebaut, um sie angemessen präsentieren zu können.
Die Ausstellung ist nur ein kleiner Teil des Programms, das Kees und sein Team vom Brandenburgischen Klosterweg für das Pilgerfest auf dem idyllischen Klostergelände am Himmelpforter Haussee vorbereitet haben. Kurzvorträge, ein kleiner Markt rund ums Pilgern, Infostände anderer Klöster und Pilgerwege sowie Spiele für Kinder stehen auf dem Plan. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Musikalischer Höhepunkt ist ein Konzert des neu gegründeten Männerquintetts „Quintenzirkel“.
Pilgern mit Wanderschuhen
Allerdings empfiehlt es sich, auch die Wanderschuhe mitzunehmen. Wer mag, kann an der kleinen Pilgerwanderung teilnehmen, die auf sieben Kilometern vom Bahnhof Fürstenberg nach Himmelpfort führt, wo die Pilgernden rechtzeitig vor 12 Uhr zur Andacht in der Klosterkirche eintreffen.
Die Strecke ist gleichzeitig die erste Etappe des Brandenburgischen Klosterweges, der auf 130 Kilometern die vier ehemaligen Klöster in Himmelpfort, Zehdenick, Gransee und Lindow sowie zahlreiche Dorf- und Stadtkirchen zu einem Pilgerweg verbindet. Er führt durch eine wasser- und waldreiche Kirchenkulturlandschaft. Viele Pilgernde hinterlassen Einträge in Gästebüchern oder schreiben E-Mails, die Reinhard Kees persönlich beantwortet. „Wir freuen uns über Lob, aber natürlich sind wir auch darauf angewiesen zu erfahren, wenn ein Schild zugewachsen oder ein Stempelkasten zerstört ist“, erklärt er. Im vergangenen Jahr hat Reinhard Kees die Sprecherrolle der Arbeitsgruppe „Brandenburgischer Klosterweg“ des Kirchenkreises Oberes Havelland übernommen und sich intensiv mit der Geschichte der Zisterzienser beschäftigt.
Nach Jahren im Pfarramt in Berlin und seiner Tätigkeit im Berliner Missionswerk zog er zwei Jahre vor der Pensionierung mit seiner Frau nach Lychen, als diese dort Pfarrerin wurde. Von dort aus verwaltete er zwei Pfarrstellen im Löwenberger Land. Die Idee eines Pilgerfestes entstand durch die Verbindungen zu einer früheren Lebensstation: Bad Wilsnack in der Prignitz mit seiner geschichtsträchtigen Wallfahrtskirche. „Dort wird seit vielen Jahren jährlich ein Pilgerfest gefeiert – das hat mich inspiriert.“
Lebendige Traditionen
Das Fest blickt nicht nur auf die Vergangenheit der Zisterzienser, sondern auch auf ihre lebendigen Traditionen in der Gegenwart. Pfarrer Vinzent Dirzus war Zisterziensermönch, bevor er evangelische Theologie studierte und konvertierte. Seit letztem Jahr ist der Pfarrer im Entsendungsdienst Nachfolger von Kees im Löwenberger Land.
Er findet: „Die Spiritualität der Zisterzienser bietet viele Anknüpfungspunkte, etwa die Stundengebete“. Diese lebt er nach wie vor und bietet auch in seinen Gemeinden liturgische Abendgebete oder Vorträge zur klösterlichen Spiritualität oder zum Mönchtum an. Auf dem Pilgerfest wird er von seinem Lebensweg erzählen. Nächstes Jahr soll das Pilgerfest dann im Kloster Lindow stattfinden.