Krieg und Naturkatastrophen haben ihre Spuren in Syrien hinterlassen. Viele Menschen leiden unter einer Behinderung und leben mit der Gefahr, dass Blindgänger oder Minen explodieren könnten.
Der jahrelange Krieg und das verheerende Erdbeben 2023 haben in Syrien weitreichende Folgen für die Bevölkerung. Fast ein Drittel der Zivilbevölkerung lebt Schätzungen zufolge über zwei Jahre mit einer Behinderung, wie die Hilfsorganisation Handicap International am Donnerstag in München mitteilte. 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger benötigten humanitäre Hilfe. Die Infrastruktur – darunter Kranken- und Wohnhäuser sowie Schulen – sei größtenteils zerstört.
Der Zugang zu medizinischer Versorgung oder zu Schulen ist laut Danila Zizi von Handicap International nach wie vor stark eingeschränkt. Großstädte wie Rakka, Ost-Aleppo, Deraa, Homs oder Ost-Ghuta seien durch Bombardierungen verwüstet worden. Fast alle Syrerinnen und Syrer seien vom Krieg betroffen und durch die Auswirkungen des Konflikts traumatisiert.
Dazu komme, dass viele Felder, Dörfer und Städte bis heute mit Minen und Blindgängern übersät seien, heißt es. Seit dem Beginn des Kriegs im Jahr 2011 sollen landesweit schätzungsweise mehr als eine Million Sprengkörper eingesetzt worden sein, vor allem in bewohnten Gebieten. In der Regel explodierten 10 bis 30 Prozent der Munition nicht. Familien, die in ihre Häuser oder auf ihr Land zurückkehren wollten, müssten mit Explosionen rechnen, die zu schweren Verletzungen oder zum Tod führten.
Die Organisation forderte die Konfliktparteien auf, ungehindert Zugang für humanitäre Helfer zu gewähren und das Völkerrecht einzuhalten. “Die internationale Gemeinschaft muss handeln”, appellierte Zizi. Von den benötigten vier Milliarden Euro für humanitäre Hilfe in Syrien seien bisher nur 26 Prozent zugesagt. Die Geberländer müssten ihre Versprechen einlösen, um das Leid der Menschen zu lindern.