Fast 2.500 Tote, rund 11.500 Verletzte und Hunderttausende auf der Flucht. Die Lage im Libanon spitzt sich laut Angaben von Hilfsorganisationen weiter zu.
Die beiden katholischen Hilfswerke Caritas international und missio Aachen sehen den Libanon angesichts der Luftschläge aus Israel am Abgrund. Caritas international warf dem israelischen Militär am Mittwoch vor, bei Luftangriffen im Südlibanon auch Gebäude von christlichen Hilfsorganisationen zerstört zu haben. “Wir sind höchst beunruhigt, dass nunmehr wiederholt unsere Partner im Libanon Opfer militärischer Angriffe geworden sind”, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, in Freiburg. Zuletzt sei ein christliches Gemeindezentrum für Kinder und Jugendliche zerstört worden. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) war am Mittwoch in das Land gereist.
Müller forderte ein Ende der Bombardements. “Dieses Vorgehen fordert viele unschuldige und unbeteiligte Opfer. Das muss ebenso enden wie die anhaltende Bedrohung humanitärer Helferinnen und Helfer, Opfer militärischer Attacken zu werden.”
Ähnlich äußerte sich missio Aachen. Schon vor dem Krieg hätten vier von fünf Menschen im Libanon in Armut gelebt. Nun sei die Lage weitaus dramatischer. Insbesondere die Zerstörung wichtiger Teile der Wasserversorgungssysteme stelle die Arbeit von Partnerorganisationen vor große Probleme.
“Da geht es jetzt einfach nur noch ums blanke Überleben”, sagte die stellvertretende Leiterin der missio-Auslandsabteilung, Romina Elbracht. “Die Kirche ist in vielen Ländern, in denen staatliche Strukturen überfordert sind oder nicht mehr funktionieren, ein unverzichtbarer Akteur, der die Menschen versorgen kann”, sagte die Nahost-Referentin des Hilfswerkes. Dies treffe zusehends auch auf den Libanon zu.
Baerbock erklärte in Beirut, ein Rückfall in die Zeit des Bürgerkriegs in dem Land, bei dem sich mitten in der Hauptstadt Nachbarn aufgrund unterschiedlicher Religionen gegenseitig bekämpft hätten, dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Sie helfe mit an einer “tragfähigen diplomatischen Lösung” zu arbeiten, ” so schwierig sie ist, die die Sicherheitsinteressen beider Seiten wahrt”. Eine völlige Destabilisierung des ohnehin gebeutelten Landes wäre fatal für die konfessionell vielfältigste Gesellschaft der Region.
Nach eigenen Angaben reist Baerbock im Anschluss nach Paris, um mit westlichen und arabischen Partnern darüber zu beraten, wie es einen politischen Ausweg aus dieser Situation geben könne und wie akut in den nächsten Tagen und Wochen Hilfe für die Menschen in Libanon sichergestellt werden könne.
Nach Angaben der libanesischen Regierung starben bei den Angriffen inzwischen 2.450 Menschen, wie Caritas international erklärte. Rund 11.500 seien verletzt worden, 1,2 Millionen auf der Flucht.